Rechtausschuss/Innenausschuss
Berlin: (hib/BOB/WOL) Der Bundesregierung liegen keine
"hinreichenden Erkenntnisse" vor, dass der deutsche Luftraum von
geheimen Flugzeugen des US-amerikanischen Geheimdienstes Central
Intelligence Agency (CIA) genutzt wurde. Dies erklärte
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) am Mittwochvormittag
im Rechtsausschuss. Wie die Justizministerin und Vertreter des
Verkehrsministeriums weiter ausführten, müssten sich zwar
alle Flüge anmelden, wenn sie deutschen Luftraum benutzen
wollten. Dies sei aber völlig unabhängig von der Frage,
ob solche Flüge auch der Genehmigungspflicht unterlägen.
Privatflugzeuge seien zum Beispiel genehmigungsfrei. Die Art des
Fluges werde vom jeweiligen Nutzer klassifiziert; dieser sei unter
anderem nur verpflichtet, die Zahl der Passagiere anzugeben. Es
gebe aber nur stichprobenartige Kontrollen, ob diese Angaben auch
zuträfen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU)
teilte dem Innenausschuss mit, er habe seinem Vorgänger Otto
Schily (SPD) Vertraulichkeit über mit ihm geführte
Gespräche zugesichert. Daran gedenke er sich auch zu halten.
Schäuble hielt es für glaubwürdig, dass die
frühere Bundesregierung erst nach der Rückkehr des
deutschen Staatsbürgers Khaled al Masri in die Bundesrepublik
von seinem Fall erfahren habe. Al Masri wurde angeblich in
Mazedonien gefangenen genommen und später von der CIA nach
Afghanistan transportiert, wo er fünf Monate im Gefängnis
zubrachte. Zypries lehnte im Rechtsausschuss eine Bewertung des
Verhaltens von Schily ab. Schily hatte laut einem amerikanischen
Pressebericht Ende Mai des Jahres 2004 ein Zusammentreffen mit dem
seinerzeitigen amerikanischen Botschafter Dan Coats, in dem die
Entführung des deutschen Staatsbürgers al Masri
zugegeben, der frühere Bundesinnenminister nach
Presseberichten aber gebeten wurde, Stillschweigen über die
Angelegenheit zu bewahren. Die Justizministerin teilte dem
Rechtsausschuss im Übrigen mit, dass Deutschland sich dieses
Jahr wegen des Falls al Masri mit einem Rechtshilfeersuchen an
Mazedonien, Albanien und die USA gewandt habe. Die Antwort stehe
noch aus. Zypries wies außerdem darauf hin, der
Generalbundesanwalt habe geprüft, ob es sich um politische
Verschleppung al Masris im Sinne des Strafgesetzbuches gehandelt
habe - die dann in seine Zuständigkeit gefallen wäre -
und dies verneint. Zypries gab während der - fast nur von FDP
und Bündnis 90/Die Grünen bestrittenen - Aussprache zu
erkennen, dass manche Aktionen der USA im Kampf gegen den
Terrorismus ihrer Meinung nach nicht auf allgemein anerkannten
Rechtsgrundlagen beruhten. Sie zeigte sich zufrieden, dass die
amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice während
ihres Europabesuchs erklärt habe, die USA verurteilten Folter
- auch außerhalb ihres eigenen Staatsgebietes.
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