Reformationsjubiläum 2017 wirft seine Schatten voraus
Berlin: (hib/VOM) "Luther 2017 - 500 Jahre Reformation", unter dieser Überschrift soll das Reformationsjubiläum in Deutschland auf Wunsch des 2007 gegründeten Kuratoriums der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefeiert werden. Ebenso betitelt war eine öffentliche Anhörung des Tourismusausschusses am Mittwochnachmittag, in deren Mittelpunkt die geplanten Feierlichkeiten aus Anlass des 500. Jahrestages von Luthers Thesenanschlag an die Schlosskirche in Wittenberg standen. Das Jubiläum soll nicht nur im Jahr 2017, sondern als "Lutherdekade 2008 - 2017" zehn Jahre lang begangen werden. Eröffnet werden soll die Lutherdekade vom 19. bis 21. September dieses Jahres in Wittenberg.
Burkhard Guntau, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, nannte die Reformation ein "welthistorisches und ökumenisches Großereignis". Aufgabe des Kuratoriums sei es, Empfehlungen zu allen "gemeinsam verantworteten Angelegenheiten bei der Vorbereitung und Durchführung des Reformationsjubiläums 2017" zu geben. Ein vom Kuratorium gebildeter Lenkungsausschuss solle die Empfehlungen umsetzen und die Kommunikation und Koordination zwischen den beteiligten Institutionen übernehmen. Daneben sei ein international besetzter wissenschaftlicher Beirat unter Vorsitz des Kirchenhistorikers Professor Johannes Schilling aus Kiel eingesetzt worden. Guntau teilte ferner mit, dass die EKD beschlossen habe, eine gemeinsame Stiftung zur Förderung gesamtkirchlicher Verantwortung in Wittenberg ins Leben zu rufen. Auch sei die EKD bestrebt, die Schlosskirche in Wittenberg vom Land Sachsen-Anhalt zu erwerben. Sie solle zu einem "Kraftort für Gottesdienst und Verkündigung" ausgebaut werden.
Der Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg, Eckhard Naumann, berichtete, dass der Lutherische Weltbund in Genf überlege, seinen Sitz nach Wittenberg zu verlegen. Die Stadt Wittenberg wolle die kommende Dekade durch Themenjahre strukturieren, etwa den 450. Todestag Melanchthons 2010 oder den 500. Geburtstag Lucas Cranachs des Jüngeren 2015. Nach Angaben von Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, hat die Stiftung im Auftrag des Landes eine Geschäftsstelle eingerichtet, welche die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum vorbereiten soll. Die Stiftung plane zurzeit zahlreiche internationale Tagungen, Seminare und eine Disputationsreihe. Die reformationsgeschichtlichen Museen in Wittenberg und Luthers Geburtsstadt Eisleben besuchen nach Angaben Naumanns jährlich mehr als 150.000 Personen, von denen mehr als 30 Prozent aus dem Ausland, vorwiegend aus den USA und Skandinavien, kämen. Die Museen rechneten bis 2017 mit einer Verdoppelung dieser Zahl.
Jutta Fischer, Bürgermeisterin von Luthers Geburtsstadt Eisleben, kündigte an, dass zum 525. Taufjubiläum der Reformators in diesem Jahr geplant sei, 525 Täuflinge aus der ganzen Welt zur Taufe nach Eisleben einzuladen. Sie schätzt, dass 400 Millionen Menschen religiöse Motive haben, die Lutherstätten bundesweit und vor allem in Sachsen-Anhalt zu besuchen. Eisleben hoffe, in den kommenden zehn Jahren jährlich etwa 40.000 Touristen anzuziehen, mit steigender Tendenz. Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus, sieht bei weltweit 400 Millionen Protestanten und 70,2 Millionen Lutheranern gute Chancen, das Reformationsjubiläum am Markt zu positionieren. Ein bundesländerübergreifendes Konzept wäre hilfreich, ein Kampagnen-Logo oder eine Dachmarke sinnvoll, betonte Hedorfer. Lothar Tautz vom Kultusministerium Sachsen-Anhalts sagte, Luthers Thesenanschlag sei nicht nur ein religiöser Akt, sondern auch eine "großartige PR-Aktion" gewesen.
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