Reformbedarf bei Bachelor-Studiengängen
Berlin: (hib/CHE) Deutsche Studenten gehen zu selten zum Studium ins Ausland. Diese Auffassung vertrat der Präsident des Deutschen Akademischen Ausstauchdienstes (DAAD), Stefan Hormuth, in der heutigen Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Ein wesentlicher Grund dafür sei die derzeitige Ausgestaltung der Bachelor-Studiengänge, die im Zuge des Bologna-Prozesses vor einigen Jahren an deutschen Universitäten eingeführt wurden. Die für Studenten aber auch für Lehrende wenig flexiblen Lehrpläne würden es Studenten erschweren, die nötige Zeit für ein Auslandsemester zu finden. Zum Teil hätten die Universitäten, um die nötigen Akkreditierungen für Bachelor-Studiengänge zu bekommen, Lehrpläne "bis auf die genaue Lektüre" schon auf Jahre im Voraus entwickelt. "Jetzt müssen wir Freiräume zurückgewinnen", betonte Hormuth. Internationale Erfahrungen müssten mehr Eingang in die bisher auf drei Jahre ausgelegten Lehrpläne finden, ohne jedoch das Ziel der grundsätzlichen Verkürzung der Studienzeit aus dem Auge zu verlieren, so Hormuth. Er verwies in diesem Zusammenhang auf stärker werdende Forderungen aus Universitätskreisen, den Bachelor-Studiengang um ein Jahr auf insgesamt vier Jahre zu verlängern.
Die internationale Konkurrenzfähigkeit deutscher Universitäten bewertete der DAAD-Präsident insgesamt als positiv. Deutschland sei das drittstärkste Gastland hinter den USA und Großbritannien. Nicht nur die Exzellenzinitiativen, sondern auch die Graduiertenkollegs würden immer mehr Aufmerksamkeit im Ausland finden. "Deutschland ist bei Doktoranden aus dem Ausland sehr begehrt", sagte Hormuth. Allerdings hapere es derzeit noch an der qualifizierten Betreuung ausländischer Studenten, auf deren hohe Studien-Abbrecherquote er verwies. Der DAAD sei aber dabei, einheitliche Standards für den Umgang mit ausländischen Studenten zu entwickeln.
Für die Alexander von Humboldt-Stiftung stellte deren Präsident, Helmut Schwarz, einen Aktionsplan vor, mit dem die Stiftung in den kommenden Jahren die Wissenschaftler-Förderung ausweiten will. Unter anderem sollen mit einer so genannten Humboldt-Professur jedes Jahr weltweit 10 Wissenschaftler "erster Qualität" gewonnen werden, um an deutschen Hochschulen mehrere Jahre zu forschen. Schwarz würdigte das "gute Stipendienwesen" in Deutschland, appellierte jedoch, "schon jetzt die Weichen zu stellen", damit dies auch in 10 Jahren noch der Fall sei.
Schwarz und Hormuth verwiesen auf die "immensen" Investitionen, mit denen Länder in Asien, unter anderem China und Indien, ihre Bildungssysteme ausbauen würden und die daher als Bildungsstandorte zunehmend attraktiver würden. Da dürfe Deutschland nicht ins Hintertreffen geraten.
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