Deutscher Mittelstand bei Innovationen auf Platz zwei in der EU
Berlin: (hib/VOM) Innerhalb der Europäischen Union liegen kleine und mittelständische Unternehmen aus Deutschland bei Innovationen auf Rang zwei knapp hinter Österreich. Innerhalb der Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) seien nur die Schweiz und Kanada um wenige Prozentpunkte innovativer, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung ( 16/10209) auf eine Große Anfrage von CDU/CSU und SPD ( 16/8950). Rund 45 Prozent der etwa dreieinhalb Millionen kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Deutschland hätten in den Jahren 2003 bis 2006 mit Erfolg eine Produkt- oder Prozessinnovation eingeführt. Dabei sei zu beobachten, dass der Anteil der innovativen Unternehmen mit der Unternehmensgröße zunimmt. Während bei Unternehmen mit fünf bis 49 Beschäftigten in Industrie und wissensintensiven Dienstleistungen nur jedes zweite und bei den sonstigen Dienstleistungen nur jedes dritte Unternehmen zu den innovativen zähle, steige diese Zahl bei Unternehmen mit 50 bis 499 Beschäftigen auf rund 70 Prozent.
Die Aufwendungen der Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten für Innovationen seien zuletzt leicht angestiegen und hätten 2006 bei rund 31 Milliarden Euro mit steigender Tendenz für 2007 und 2008 gelegen. Von acht auf sieben Prozent sei jedoch zwischen 2002 und 2006 der Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen zurückgegangen, die Innovationen eingeführt haben, die nicht nur den eigenen Betrieb betrafen. Im Übrigen wiesen innovative Unternehmen einen Beschäftigungszuwachs von rund fünf Prozent im Jahr aus. Bei nicht innovativen Unternehmen liege dieser Zuwachs um 1,5 Prozentpunkte niedriger. Darüber hinaus hätten kleine und mittlere Unternehmen in der Industrie mit Hilfe so genannter Prozessinnovationen ihre Stückkosten um 3,5 Prozent senken können.
Wie aus der Antwort weiter hervorgeht, gibt es für innovative Unternehmen in Deutschland grundsätzlich weniger Finanzierungshemmnisse, um ihre Innovationen umzusetzen, als in anderen europäischen Ländern. Der Mangel an Finanzierungsquellen behindere Innovationen umso stärker, je mehr das Unternehmen forsche und je jünger es sei. Während unter den nicht innovativen Betrieben in Umfragen weniger als zehn Prozent das Finanzierungshemmnis nennen würden, seien es unter den so genannten Hightech-Start-ups mehr als 40 Prozent und unter den Forschungsdienstleistern sogar 50 Prozent. Der Mangel an Finanzierungsquellen stelle für die beiden letztgenannten Gruppen das schwerwiegendste Hemmnis dar, so die Regierung.
Unterdurchschnittlich ausgeprägt sei das Potenzial für Forschung und Entwicklung in Ostdeutschland, heißt es in der Antwort weiter. Im Jahr 2005 hätten die ostdeutschen Unternehmen 9,5 Milliarden Euro für Innovationsprojekte aufgewendet, was nur etwa neun Prozent der gesamtdeutschen Innovationsaufwendungen entspreche. Auch liege der Anteil von Unternehmen mit Produkt- und Prozessinnovationen deutlich unter dem westdeutschen Wert. Unternehmensgründungen in technologieintensiven Sektoren blieben deutlich hinter den westdeutschen Vergleichswerten zurück. Die hohe Forschungsintensität kleinerer und mittlerer Unternehmen aus Ostdeutschland sei eine Folge der staatlichen Förderung, unterstreicht die Regierung. Etwa drei Viertel der Forschungsausgaben ostdeutscher Unternehmen würden durch öffentliche Fördermittel ausgelöst. Allerdings fehle es weiterhin an technologieintensiven industriellen Großansiedlungen und Forschungskapazitäten von Industrieunternehmen. Zudem gebe es im ostdeutschen Mittelstand teilweise Defizite im Innovationsmanagement wie bei der strategischen Vernetzung untereinander.
Insgesamt erwirtschaften die 3,5 Millionen kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Deutschland rund 40 Prozent aller Unternehmensumsätze, beschäftigen rund 70 Prozent aller Arbeitnehmer und stellen mehr als 80 Prozent aller Lehrstellen zur Verfügung, heißt es in der Antwort weiter. Knapp 28.000 kleine und mittlere Unternehmen betrieben kontinuierlich interne Forschung und Entwicklung. Diese Unternehmen seien flexibler und könnten schneller auf neue Entwicklungen reagieren und Nischen besetzen, so die Regierung.
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