Rede im
Deutschen Bundestag am 17. März 2005
Kinder und
Jugendliche wirksam vor sexueller Gewalt und Ausbeutung
schützen
2./3. Lesung
Antrag SPD, B90/GRÜNE
Frau
Präsidentin,
meine sehr
verehrten Damen und Herren,
der
Aktionsplan der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und
Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung wurde beispielhaft
umgesetzt, so auch im Schwarzwald. Die Kampagne „Hinsehen.
Handeln. Helfen!“, die das Ziel hatte, das Bewusstsein
dafür zu schaffen, dass jede und jeder etwas gegen sexuelle
Gewalt an Kindern und Jugendlichen tun kann, fiel in meinem
Landkreis Calw auf fruchtbaren Boden. Auf Initiative des
Arbeitskreises gegen sexuelle Gewalt und mit vorbildlicher
Unterstützung des Landrats, wird eine Anlaufstelle für
sexuell ausgebeutete Kinder aufgebaut. In Zeiten, da bundesweit
soziale Einrichtungen gefährdet sind, freut es mich besonders,
wenn es gelingt, Verbündete für dieses Thema zu gewinnen.
Ich hoffe sehr, werte Kolleginnen und Kollegen, dass es auch in
Ihrer Heimat solch gute Beispiele gibt.
Nun gilt es
also, meine sehr verehrten Damen und Herren, und das ist das Ziel
des SPD, B90/Grüne- Antrags, den Aktionsplan stetig weiter zu
entwickeln. Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und
Jugendlichen ist leider ein globaler Wachstumsmarkt. Man kann das
nicht nur im Internet beobachten. Übrigens verweise ich auf
die aktuelle Ausgabe der Vogue Deutschland von März
2005.
Schon lange
handelt es sich um kein individuelles Problem einzelner Täter
und einzelner Ausbeuter von Kindern, es gibt eindeutige kriminelle
Strukturen. Darum fordern wir die Bundesregierung eindringlich auf:
Sexuelle Ausbeutung von Kindern muss strafrechtlich so verfolgt
werden wie Delikte der Organisierten Kriminalität.
Sonderzuständigkeiten, erweiterte Ermittlungsbefugnisse und
ZeugInnenschutzprogramme könnten dann angewandt
werden.
Prüfen
Sie den Einsatz weiterer Verbindungsbeamter in den
Herkunftsländern und setzen sie dies bitte durch. Das
Auswärtige Amt muss seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
diesem Thema dauerhaft aus- und fortbilden. Es gilt, die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Auslandsvertretungen zu
sensibilisieren und eine entsprechende Handreichung für den
Einsatz zu entwickeln. Ich gehe davon aus, wir gehen davon aus,
dass die Not der sexuell ausgebeuteten Kinder in die Lageberichte
des Auswärtigen Amtes Eingang finden wird und die Erkenntnisse
der NGOs mit einbezogen werden. Weltweit muss es
selbstverständlich sein, dass das Kindeswohl Vorrang haben
muss.
Meine Damen
und Herren, die internationale Tourismuswirtschaft hat sich in
einem Verhaltenskodex zu ihrer Sozialverantwortung bekannt. Ich
gehe davon aus, dass sich auch die deutsche Tourismuswirtschaft,
die weltweit Marktführer ist, ihrer Verantwortung bewusst ist.
Umso erstaunlicher ist es, dass sich kein Vertreter der deutschen
Tourismuswirtschaft an einer Podiumsdiskussion anlässlich der
internationalen Messe Reisepavillon im Februar 2005 beteiligt hat.
Der Präsident des Österreichischen Vereins für
Touristik musste einspringen. Er vertrat auf dem Podium die
Auffassung, dass ein verantwortungsbewusster Tourismus ohne Ethik
mittelfristig nicht vorstellbar sei.
Die weit
verbreitete Meinung in den Chefetagen der Tourismuswirtschaft, dass
der engagierte Einsatz gegen die Ausbeutung von Kindern das Image
schädige, ist nicht nur widerlegbar, sondern auch
hasenfüßig. Sabine Minninger hat in ihrer
beachtenswerten Diplomarbeit, die nicht den Anspruch erhebt,
repräsentativ zu sein, festgestellt, dass fast drei Viertel
der Befragten bei der Buchung einen Reiseveranstalter bevorzugen
würden, der sich zum Schutz von Kindern einsetzt. 96 Prozent
aller Interviewten sind der Meinung, dass die Tourismusbranche
Reisende über das Problem informieren sollte. Tourism Watch,
und die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen, stellen in der
aktuellen repräsentativen Reiseanalyse 2005 fest: 39 Prozent
der Befragten wünschen sich: Ja, die Reisebranche sollte mehr
für den Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung durch
Touristen tun.
Abschließend danke ich an dieser Stelle allen, die sich
unermüdlich für den Schutz von Kindern und Jugendlichen
vor sexueller Ausbeutung einsetzen, national und
international.
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