Ausschuss für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung/
Berlin: (hib/BES) Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) in
Lateinamerika und der Karibik will die Zusammenarbeit mit
Deutschland ausbauen. Vor allem auf dem Gebiet des Umwelt- und
Klimaschutzes, der Energiewirtschaft und der Förderung von
Sozialstandards habe sich die Kooperation bereits bewährt,
sagte der IDB-Präsident Luis Alberto Moreno am Mittwochmittag
im Entwicklungsausschuss. Deutschland sei ein solider Partner mit
strategischem Wert für Lateinamerika und die IDB. Die
Zusammenarbeit ließe sich etwa beim Kampf gegen den
Klimawandel und im Bereich der Wasserversorgung und
Wasserentsorgung verstärken. Täglich würden in
Lateinamerika 1.000 Kinder sterben, weil sie kein sauberes Wasser
zur Verfügung hätten, so Moreno. Auf Nachfrage des
Ausschusses bewertete der IDB-Präsident den jüngsten
EU-Lateinamerikagipfel in Peru als einen sehr guten
Erfahrungsaustausch. Es sei für Lateinamerika gut zu sehen,
dass Europa wieder auf dem Subkontinent aktiv sei. "Sehr gut ist
auch der Besuch der Bundeskanzlerin angekommen", so Moreno weiter.
Moreno zeichnete ein differenziertes Bild der neuesten Entwicklung
in Lateinamerika. Insgesamt sei ein solides Wirtschaftswachstum zu
verzeichnen, das aber von einer zunehmenden Inflation begleitet
werde. Diese sei wiederum auf die steigenden Öl- und
Lebensmittelpreise zurückzuführen. Auf der Habenseite
verbuchte Moreno, dass sich der Anteil der in Armut lebenden
Bevölkerung in Lateinamerika von 44 Prozent (220 Millionen
Menschen) im Jahre 2002 auf 36 Prozent (190 Millionen Menschen) im
vergangenen Jahr vermindert hatte. Auch hätten "mehr Kinder
als je zuvor" Zugang zu Schulbildung. Dies betreffe alle
Bevölkerungsschichten. Zu den Schattenseiten zählte der
IDB-Präsident Defizite in der Infrastruktur und in der
Qualität der Bildung sowie geringe Investitionen in Forschung
und Technologie. Große Potenziale schlummerten in der
Landwirtschaft Lateinamerikas, meinte Moreno auf die Frage des
Ausschusses nach der Nahrungsmittelsituation. In den 90er-Jahren
sei zu wenig in die ländlichen Räume investiert worden.
Nun müsse die Produktivität erhöht werden. Dazu
brauche man entsprechende Infrastruktur wie etwa Straßen,
Lagerunskapazitäten, Zugang zu erschwinglichen
Düngungsmitteln. Die IDB finanziere Projekte in diesem
Bereich. Zum Einfluss von Biospritproduktion auf die jüngste
Nahrungsmittelkrise meinte Moreno: "Vor 18 Monaten waren sich noch
alle einig, dass Biosprit die Lösung der Energieprobleme ist."
Jetzt würde die Biospritproduktion für die Krise
verantwortlich gemacht. Dies sei angesichts des prozentual geringen
Anteils der Anbauflächen für Biosprit nicht
gerechtfertigt. Nötig seien allerdings verbindliche Standards
für die Produktion. Ohnehin sei es klar, dass Biosprit die
Energiesicherheit nicht gewährleisten könne. Die
Interamerikanische Entwicklungsbank wurde 1959 von 19
amerikanischen Staaten gegründet und ist inzwischen noch vor
der Weltbank der größte multilaterale Geber für
Lateinamerika und die Karibik. Deutschland ist seit 1979 Mitglied
der IDB und hält einen Anteil von 1,9 Prozent an der Bank.
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