Berlin, 26.
März 2009
Jetzt ein
Gesetz
Aktuelle Stunde
CDSU7CSU und SPD „Bekämpfung der Kinderpornografie im
Internet“
Herr
Präsident,
meine sehr
verehrten Damen und Herren,
der Schutz von
Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung ist
seit über 30 Jahren Thema der Frauenbewegung und seit nunmehr
20 Jahren einer meiner politischen Schwerpunkte, davon 11 Jahre im
Bundestag.
Frau
Ministerin: Sie haben sich dem Thema wohl erst in Vorbereitung des
Weltkongresses in Rio gewidmet. Ich zitiere:
„Da ist
mir zum ersten Mal klargeworden, was eigentlich Kinderpornografie
ist. Ich habe das Ausmaß des Grauens vorher nicht
gekannt.“
Dafür
fehlt mir schlichtweg die Fantasie, dass Sie als mehrfache Mutter,
als Ärztin, als ehemalige Landesministerin und seit mehr 3
Jahren nunmehr als Bundesministerin für Kinder und Jugend
solche Kompetenzlücken aufweisen.
Jetzt wird mir
auch klar, warum Sie
1. beim 3.
Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen
Ende November 2008 in Rio nicht anwesend waren, warum es
2. uns
überhaupt nur durch sehr viel Überzeugungsarbeit und viel
Druck seitens der Kinderkommission gelungen ist, eine
Regierungsdelegation durchzusetzen und warum
3. von Ihrem
Ministerium 3 Jahre lang nichts an Initiativen ausgegangen
ist.
Meine Damen
und Herren, wir fangen hier aber nicht bei Null an. Beim 2.
Weltkongress 2001 in Yokohama führte die damalige
SPD-Ministerin Christine Bergmann unsere Delegation an und hat
ihren internationalen Einfluss genutzt. Anschließend hat die
rot-grüne Bundesregierung im Jahr 2003 unter der
SPD-Ministerin Renate Schmidt den ersten nationalen
„Aktionsplan zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor
sexueller Gewalt und Ausbeutung“ aufgelegt und umgesetzt. Wir
haben unter anderem das Strafrecht verschärft und den
Opferschutz verbessert. Zu den Schwerpunkten des Aktionsplans
zählen auch die Bekämpfung von Sextourismus und die
Bekämpfung der Kinderpornografie. Hier gehört Deutschland
zu den Nachfrageländern.
In
Vorbereitung des 3. Weltkongresses habe ich gefordert, dass wir
Prioritäten in Richtung der Bekämpfung der
Kinderpornografie im Internet setzen müssen. Dies spiegelt
sich im Abschlussdokument und unserer Zusatzerklärung wider.
Fakt ist, dass wir in diesem Teilbereich der
Internetkriminalität eine Steigerung zu verzeichnen haben, bis
hin zu den Handys. Wir brauchen wirksamere Maßnahmen zur
Identifizierung der Opfer und der Täter. Vor allem müssen
wir die Versorgung der Opfer durch kompetente Fachkräfte
sicherstellen. Neben der Verbrechensverfolgung muss auch die
Sperrung von Internetseiten beim Access-Provider ermöglicht
werden. Um die Täter zu verfolgen, brauchen wir vor allem
einen Ausbau der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit.
Meine Damen
und Herren, ich erwarte von der Bundesregierung umgehend einen
zweiten Aktionsplan zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor
sexueller Gewalt und Ausbeutung. Der Bereich der neuen Medien ist
nur ein Baustein bei der Weiterentwicklung der Gesamtstrategie.
Neben Vorgaben für die Internetwirtschaft erwarten wir auch
verbindliche Vorgaben für die Tourismus- und Finanzwirtschaft.
Wir müssen den Kauf von Kinderpornografie per Kreditkarte
stoppen.
Wir kommen
voran, um den Zugang zu Kinderpornografie im Internet zu
erschweren. Wichtig ist aber, nicht nur Verträge mit einzelnen
Providern abzuschließen. Nein, meine Damen und Herren, die
gesamte Internetwirtschaft muss wissen, wo wir die Grenzen ziehen.
Hierfür brauchen wir eine klare, nachhaltige und rechtssichere
Grundlage. Deshalb erwarten wir ein eigenes Gesetz, Frau
Ministerin.
Ich
begrüße es, dass die Bundesregierung mit der Festlegung
der Eckpunkte ihre Entschlossenheit bekräftigt hat und
zügig ein Gesetzgebungsverfahren initiieren wird. Die
SPD-Fraktion wird dieses Verfahren, bei dem die
verfassungsrechtlichen Vorgaben zu beachten sein werden, begleiten.
Ich begrüße ausdrücklich die Klarstellung, dass
eine Ausweitung auf andere Zwecke nicht beabsichtigt ist. Frau
Ministerin von der Leyen, es ist gut, dass Sie das Problem erkannt
und sich unsere Forderungen zu Eigen gemacht haben. In diesem
Zusammenhang danke ich besonders Frau Justizministerin Brigitte
Zypries.
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