Startschuss für AWACS-Aufklärer
Deutschland wird sich mit AWACS-Flugzeugen am Nato-Einsatz in Afghanistan beteiligen. Am Donnerstag, dem 2. Juli 2009, stimmte der Bundestag für die Entsendung der Luftaufklärer an den Hindukusch. In namentlicher Abstimmung stimmten 460 von 556 Abgeordneten für den Antrag der Bundesregierung, 81 stimmten dagegen, 15 enthielten sich. Die AWACS-Maschinen sollen der militärischen Luftaufklärung dienen und den zivilen Luftverkehr organisieren. Mit den Aufklärern können bis zu 300 Soldaten an den Hindukusch entsandt werden.
Der Antrag der Bundesregierung (
16/13377) sieht den Einsatz von bis zu 300
deutschen Soldaten im Rahmen der
NATO-geführten International Security Assistance Force
(ISAF) vor. Das Mandat ist bis zum 13. Dezember 2009
befristet. Die AWACS-Maschinen sollen der militärischen
Luftaufklärung dienen und den zivilen Luftverkehr
organisieren.
Dabei dienen die AWACS-Flugzeuge als Plattform für den
Datenaustausch. Die deutschen Soldaten sollen zum Beispiel ein
Luftlagebild erstellen und die Luftbetankung kontrollieren. Die
Maschinen unterstützen Luftoperationen der ISAF sowie den gesamten militärischen
Verkehr, der auch von zivilen Nutzern in Anspruch genommen wird.
Die Kosten betragen laut Regierungsantrag bis zu 4,21 Millionen
Euro.
„Parlamentsarmee verdient Zuwendung“
Erster Redner war der SPD-Fraktionsvize Walter Kolbow, der zum letzten Mal vor das Plenum trat. Nach 29 Jahren im Deutschen Bundestag wird er in diesem Jahr nicht mehr antreten. Der Verteidigungspolitiker betrauerte der Tod dreier deutschen Soldaten, die vor zwei Wochen in Nordafghanistan ums Leben gekommen sind. Der ISAF-Einsatz sei ein Kampfeinsatz, bei dem Soldaten getötet werden können und töten müssen. Dennoch befänden sich die Soldaten "nicht im Krieg, sondern in einem Stabilisierungseinsatz“, betonte der Abgeordnete.
Kolbow warb um Unterstützung für die Soldaten der
Bundeswehr. Es sei ihm immer wichtig gewesen, dass die Bundeswehr
nicht nur in der Gesellschaft verankert ist, sondern dass auch die
Bundesrepublik ihre Streitkräfte als einen wichtigen
sicherheitspolitischen Bestandteil wahrnimmt und akzeptiert. "Denn
unsere Bundeswehr ist nicht nur eine Streitmacht, sie ist eine
Parlamentsarmee, sie ist unsere Armee.“ Daher verdiene sie
alle Zuwendung.
„Wir sind es den Soldaten schuldig“
Die Liberale Birgit Homburger bekundete die Zustimmung der FDP-Fraktion zum Einsatz der AWACS-Flieger. Sie hob hervor, dass der Schutz der militärischen Luftfahrt nicht weniger legitim sei als die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs: "Im Gegenteil, wir sind das unseren Soldatinnen und Soldaten schuldig.“ Sie habe frühzeitig für Absprachen bezüglich mit Pakistan und Iran über die Luftaufklärer plädiert. Das jedoch halte das Auswärtige Amt für nicht notwendig, was Homburger verurteilte.
Es sei politisch klug, die Nachbarländer Afghanistans
über den AWCAS-Einsatz zu
informieren, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Insgesamt sei
die Situation in Afghanistan noch immer schwierig, daher erwarte
sie von der Bundesregierung, dass diese ihre Anstrengungen zur
Verbesserungen der Ausstattung vorantreibe.
„Kein Krieg, keine Kombattanten“
Es sei falsch, von Krieg zu sprechen, sagte Eckart von Klaeden (Unionsfraktion). "Deutschland und die NATO befinden sich nicht im Krieg gegen Afghanistan.“ Man solle die Verbrechen der Taliban nicht dadurch aufwerten, dass man von Krieg spreche und den Eindruck erwecke, als seien sie Kombattanten.
"Die Taliban dagegen versuchen mit terroristischen Methoden, mit
feigen, hinterhältigen Sprengfallen, mit menschenverachtenden
Selbstmordattentaten, mit Entführungen und bewaffneten
Überfällen auf Einrichtungen des Staates wie Schulen,
Regierungsgebäude oder Polizeistationen den Wiederaufbau des
Landes zu verhindern.“
„Opfer Nummer eins ist
Zivilbevölkerung“
Die Linksfraktion verweigerte dem AWACS-Mandat geschlossen die Zustimmung. Monika Knoche (Die Linke) sprach von einem "asymmetrischen Krieg“, dessen erstes Opfer die Zivilbevölkerung darstelle. Der Einsatz der Luftaufklärer stellt in ihren Augen eine neue Eskalationsstufe dar: "Mehr Militärschläge, mehr Krieg, darum allein geht es.“
Die NATO habe laut Knoche keine Berechtigung, sich, sich in
Afghanistan "festzusetzen“. Der Westen werde als
Besatzungsmacht wahrgenommen, wobei der Terror nicht
militärisch zu bekämpfen sei. Im Namen der Linksfraktion
forderte sie den Abzug aller deutschen Soldaten aus
Afghanistan.
„A und O ist der Schutz der
Bevölkerung“
Auch Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Die Grünen) hielt am Donnerstag seine letzte Rede im Deutschen Bundestag. Er betonte, dass die AWACS-Flugzeuge den Luftraum für alle Nutzer ordnen, sie seien für die Flugsicherheit unabdingbar."„A und O ist der Schutz der Bevölkerung.“
Die von der Linken genannte Gefahr einer "Beihilfe zur
Eskalation“ sehe er nicht. Der Regierung unterstellte er
"Halbherzigkeit“ bei dem Einsatz, wie etwa beim
Polizeiaufbau, der einigen Kürzungen zum Opfer fiel.