In der Regierungserklärung "Neue Ernährungsbewegung für Deutschland" teilte die Ministerin mit, dass bereits jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche übergewichtig seien. Als Folge sei ein rasantes Anwachsen der so genannten Altersdiabetes vom Typ 2, der bisher nur ältere Menschen betraf, bei jungen Menschen zu verzeichnen. Renate Künast sprach von "alarmierenden Zahlen" und zitierte aus einer britischen Studie: "Die junge Generation wird die erste sein, die vor ihren Eltern stirbt." Sie warb für eine "Plattform aus Ernährung und Bewegung", bei der Lebensmittelindustrie, Sportverbände und Politik zusammenwirken sollten. Einig waren sich die Redner der Koalitions- und Oppositionsfraktionen, dass Kinder und Jugendliche zu viel Zeit vor Fernseher und Computer verbringen, sich zu wenig bewegen und zu viele so genannte Kinderlebensmittel aus überreichlich Fett und Zucker verzehren.
Ursula Heinen (CDU/CSU-Fraktion) betonte, dass die Opposition die Gesundheitsinitiative grundsätzlich unterstütze. Sie hoffe aber, dass die Regierung mit ihrem Engagement nicht "von den unangenehmen Themen" innerhalb der Koalition ablenken wolle. Ihre Fraktionskollegin Julia Klöckner unterstrich, dass es sich in der Ernährungsdiskussion um ein "Luxus-Problem" handle, angesichts des Hungers in der Welt. Es habe noch nie ein derart großes Angebot an gesunden Nahrungsmitteln in Deutschland gegeben, weshalb die Hersteller nicht als Verursacher des Problems gebrandmarkt werden sollten. Ulrike Höfken von Bündnis 90/Die Grünen sieht dagegen die Ernährungsindustrie als Mitverantwortliche. Sie hob hervor, dass die Politik nicht billigend in Kauf nehmen werde, wenn Menschen mit Cola und Hamburgern "krepie-ren".
Für die FDP-Fraktion wies Hans-Michael Goldmann die Vorwürfe scharf zurück. Es helfe nicht, Schokolade oder Fastfood zu verteufeln. Eine Lösung könne man nicht durch eine "Ernährungsdiktatur" erreichen. Gabriele Hiller-Ohm (SPD) beschrieb die entstandene Lage mit einem sarkastischen Bild. Dreijährige seien inzwischen ebenso inaktiv wie Büroangestellte. Sie gab zu bedenken, dass vor allem Kinder aus sozialen Unterschichten übergewichtig seien. Hier sei Aufklärung um der sozialen Gerechtigkeit willen notwendig.
Die fraktionslose Abgeordnete Gesine Lötzsch (PDS) betonte, dass gesundes Essen teuer ist. Eine aktuelle Studie belege, dass der Sozialhilfesatz nur 20 Tage im Monat für eine entsprechende Ernährung reiche.