Geschlechtersensible Friedenspolitik" ist ein perfektes Thema für die Parlamentsdebatte am Internationalen Frauentag: schön weit weg und möglichst vage. Näherliegend wäre da Kinderbetreuung in Deutschland. Schließlich sind es nach wie vor maßgeblich Frauen, die alles schultern: Kinder, Haushalt und Job. Dass diese Dreifachbelastung, die eine wahre Gleichstellung im Alltag und im Berufsleben verhindert, von ihnen weitgehend klaglos hingenommen und für die Männer mitgeleistet wird, hat durchaus etwas mit geschlechtersensibler Friedenspolitik auf Frauenseite zu tun.
Bundestag und Bundesregierung hätten es jetzt in der Hand, die peinliche Debatte über Wahlfreiheit oder Sozialismus, die derzeit vor allem in den Reihen der Union über den Ausbau der Kinderbetreuung geführt wird, abzukürzen. Und statt eines parteitaktisch motivierten Streites über Notwendigkeiten, Kompetenzen und Finanzierungswege zu sagen: Ja, Deutschland ist himmelschreiend weit hintendran, ja, mehr Kinderbetreuung ist aus sozial-, bildungs-, und gleichstellungspolitischen Gründen dringend nötig.
Angela Merkel hat sich in dieser Auseinandersetzung (wie auch sonst) bisher wenig kämpferisch gezeigt, in Berlin ist zu hören, sie habe ihrer Familienministerin bei der Koalitionsrunde am Montag nicht den Rücken gestärkt. Der 8. März wäre daher auch eine Chance für die Kanzlerin, ausnahmsweise mal als Frau Position zu beziehen - und zu sagen, was Frauen brauchen und Frauen wollen.