Ex-SPD-Parteivize Wolfgang Clement hat die Wähler davor gewarnt, Roland Koch als hessischen Ministerpräsidenten wiederzuwählen. Dieser Satz wäre wenig spannend und schon gar nicht skandalös. Zum Leidwesen seiner Parteifreunde um den fassungslosen Fraktionsvorsitzenden Peter Struck, dem fast die Pfeife aus dem Mund fiel, ließ der Ex-Superminister Gegenteiliges verlauten. Er riet den Hessen vielmehr, Genossin Andrea Ypsilanti aufgrund ihrer Umweltpolitik lieber nicht zu wählen. Da horcht der geneigte Leser verwundert auf: (Noch)-SPD-Mitglied-Clement warnt vor der eigenen Partei, wünscht sich die CDU an Hessens Steuer, sehnt keineswegs den Führungswechsel herbei? Im energiepolitischen Zusammenhang steht Clement neuerdings unter Starkstrom. Als Aufsichtsrat eines Energieriesen bleibt ihm anscheinend kaum etwas anderes übrig. Da heißt es offenbar der Kernfusion atomkräftig die Bahn brechen und die Radioaktivität behüten, notfalls auch gegen die eigene Partei. Doch Parteischismatiker Clement ist kein Einzelfall. Wie wäre es also mit der Union als deutscher Einheitspartei, nachdem auch Oswald Metzger in Erwägung zieht, nach seinem Ausstieg bei den Grünen zu den Christdemokraten abzuwandern? Von der unharmonischen Großen Koalition zur einmütig-harmonischen Riesenunion. Die Probleme von heute würden zu Schnee von gestern, die Streitpunkte wären vom Tisch, alles Friede, Freude, Eierkuchen dank des allgemeinen Wechselwillens. Atomkraftwerke abschalten war gestern, Tempolimit vorgestern, Kündigungsschutz vorvorgestern. Parteiinterne Querelen dank des Wahlspruchs "Politiker aller Bundesländer, vereinigt euch!" für immer ins Reich der Legenden abgeschoben. Keine Spekulationen um Ampel- oder Jamaika-Koalition mehr, sondern ein Einheitsfarbmix aus grün, gelb und rot. Und was ergibt das? Richtig: schwarz.