"Wir haben im Moment die Situation, dass ohne kritische Diskussion die Einschätzung übernommen wird, alle Länder hätten bei der Einführung von G8 geschlampt." Annegret Kramp-Karrenbauer, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur (CDU) des Saarlandes, wies sich am 5. März in der Sitzungs des Bildungsausschusses pauschale Kritik an der verkürzten Gymnasialzeit.
Die Unionsfraktion hatte gefragt, ob die KMK plane, bei einer zügigen Entschlackung der überfrachteten Lehrpläne zu helfen. Tatsache sei, dass der Stand der Umsetzung in jedem Bundesland anders sei, sagte Kramp-Karrenbauer.
Auf die Frage der Grünen, ob Ganztagsschulkonzepte nicht zur Erleichterung beitragen würden, entgegnete sie, dass die Einführung von Ganztagsschulen im Saarland oft an den Eltern scheitere. Das Land, das 2001 als erstes westliches Bundesland die Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre verkürzte, habe es den Schulen freigestellt, ob sie die Veränderungen in einem Ganztagsbetrieb auffangen oder nicht. Häufig gebe es dann zwei gleichstarke Fraktionen von Eltern, von denen eine den ganztägigen Unterricht befürworte, die andere jedoch nicht. Die FDP nannte es "apart", dass jetzt von der KMK eine Lösung für das Abitur nach zwölf Schuljahren erwartet werde. Es liege an den Ländern, "ihre Hausaufgaben zu machen" und die Lehrpläne zu überarbeiten. Der Forderung der Linken, das dreigliedrige Schulsystem abzuschaffen, erteilte sie eine Absage. Das Problem sei nicht die Hauptschule, sondern "der Typus des Hauptschülers", den es auch in einem Schulsystem geben werde, in dem alle Schüler länger gemeinsam lernten.
Die SPD lobte das Ansinnen Kramp-Karrenbauers, länger als nur ein Jahr an den KMK-Projekten mitzuarbeiten. Auf diese Weise sei eine gewisse Kontinuität möglich. Die Präsidentin hatte als zwei Schwerpunkte ihrer Arbeit die frühkindliche Bildung und den leichteren Einstieg ins Studium ohne Abitur benannt. "Aus meiner Sicht müssen wir noch sehr viel stärker in Verschränkung mit familienpolitischen Maßnahmen handeln", sagte Kramp-Karrenbauer über Möglichkeiten, Kinder schon vor der Einschulung zu fördern. Die Eltern müssten stärker mit einbezogen werden.