Seine Prioritäten hat Joachim Hörster längst gesetzt. Das wird schon beim Blick auf die Wand in seinem Berliner Büro deutlich. Dort hängt eine große Karte vom Westerwaldkreis, dem Wahlkreis und der Heimat des CDU-Abgeordneten. Die Region zwischen Köln und Frankfurt ist die Nummer eins für den Politiker, das bekennt er gerne.
1945 wurde der zweifache Familienvater in Lautzenbrücken im Westerwald geboren, und wenn er heute seine Arbeitsschwerpunkte als Parlamentarier aufzählt, nennt er den Wahlkreis an erster Stelle. Rheinland-Pfalz ist wichtig für Joachim Hörster, das merkt man dem Politiker an und das belegt sein Lebenslauf: 1993 bis 2005 war Hörster Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Koblenz-Montabaur, 1974 bis 1994 im Kreistag, 1983 bis 1987 Mitglied des Landtages in Mainz und im Bundestag, heute noch Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Rheinland-Pfalz.
Doch nicht nur in seinem Wahlkreis ist der 63-Jährige zu Hause, im Parlament seit 21 Jahren ebenso: Von 1992 bis zum März 2002 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. "Ich bin gerne Parlamentarier, sonst wäre ich ja nicht hier", betont Hörster ohne zu zögern. Der Katholik hat einen analytischen Blick auf die Vorgänge im Bundestag, reflektiert das eigene Tun ebenso wie Entwicklungen in der Politik. Die Anforderungen an Abgeordnete seien deutlich gewachsen, macht Hörster einen Trend aus. Dies liege ganz gravierend an der internationalen Politik, die einen immer größeren Raum einnehme, so Hörster. "Die deutsche Verantwortung hat im internationalen Rahmen zugenommen. Das ist eine qualitative Veränderung", sagt der Politiker und hat damit einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit benannt: "Ich bin Außenpolitiker", definiert das Mitglied im Auswärtigen Ausschuss seine Rolle in Berlin. Joachim Hörster erzählt gerne von seinen Reisen und seinem Engagement für den arabischsprachigen Teil der Welt. Eben dieses ist auch eine Konstante im seinem bewegten Politikerleben.
Seit sich 1994 die "Parlamentariergruppe arabischsprachige Staaten des Nahen Ostens" zum ersten Mal installiert hat, ist der Rechtsanwalt ihr erster Vorsitzender. "Wir haben eine Fülle von Kontakten und betrachten uns als Mittler", bewertet Hörster die Aufgabe der Gruppe. Vier bis fünf Länder besuche er im Jahr. "Ich finde das unglaublich bereichernd", gerät er fast schon ins Schwärmen.
Aber Hörster bleibt Analyst und kann die politischen Ziele, die er mit diesem Engagement verfolgt, klar benennen: "Das, was Demokratie bedeutet, kann man auch in den arabischen Ländern haben", ist sich Hörster sicher und nennt Grundwerte wie Rechtsstaat, Menschenwürde oder Gleichberechtigung von Mann und Frau. "Was können wir für die Menschen tun, ohne gleich die Machtfrage zu stellen", lautet für ihn dabei der Hauptansatz. In Afrika gebe es kaum intakte Demokratien, es müsse daher versucht werden, westliche Werte zu vermitteln, ohne bestehende Regierungen gleich in Frage zu stellen. Ein sanfter Weg der demokratischen Missionierung sozusagen. Es seien Möglichkeiten vorhanden, um gemeinsam die gleichen Ideen zu nutzen. Religion spielt dabei ebenfalls eine große Rolle. "Die Antwort auf die Frage, ob jemand ein guter Moslem sein kann, wenn er die Menschenrechte einhält, lautet ja", postuliert Hörster. "Da sehe ich keinen Gegensatz."
Trotz seines umfassenden Interesses für entfernte Länder bleibt Joachim Hörster nahe dran an seiner Westerwälder Heimat. Er weiß, wie wichtig die lokale Politik ist und bringt sich folglich gerne in die Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik ein: "Das, was man hin bekommen hat, kann man auch sehen", erinnert sich der Bundespolitiker an seine mehr als zehnjährige Amtszeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg. Dort ist Hörster geografisch verortet.
Auf der politischen Landkarte weiß er mit der gleichen Gewissheit, wo er hingehört: "Ich bin ein Unionsmensch", bekennt er. "Ich gehöre zu keinem Flügel in der Partei. Ich gehöre zu den Menschen, die die Politik der realistischen Angebote unterstützen."