Nicht mehr und nicht weniger als einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" erhoffte man sich 1968 im Osten, in der Überzeugung, die Tschechoslowakei habe den Weg dahin bereits eingeschlagen. Doch mit dem Aufmarsch sowjetischer Panzer am 21. August 1968 in Prag starb diese Hoffnung.
Der Historiker Stefan Wolle zeichnet in "Der Traum von der Revolte" ein farbiges Bild von der DDR-Gesellschaft in den 60er- und 70er-Jahren, als Jeans und lange Haare noch als Ausdruck einer "negativ-dekadenten" Grundhaltung galten und gegen "Asoziale" auch "Haftstrafen angewandt" wurden.
Es ist ein Paradoxon der Geschichte, dass die Niederschlagung des Prager Frühlings den Traum vom demokratischen Sozialismus in der DDR am Leben hielt: Während die West-68er von der Revolution geträumt und die evolutionäre Wandlung des Systems hervorgerufen und damit dessen Reformfähigkeit bewiesen hätten, habe man im Osten den Sozialismus reformieren wollen und so teilweise unbeabsichtigt die Vernichtung des sozialistischen Systems ausgelöst.
Zu "68" gehört eben auch die DDR. Wer sich ein vollständiges Bild dieser Zeit des Aufbegehrens machen will, kommt an Stefan Wolles Buch nicht vorbei.
Der Traum von der Revolte. Die DDR 1968.
Ch. Links Verlag, Berlin 2008, 256 S., 19,90 ¤