BOLOGNA-Prozess
Experten fordern weitere Veränderungen an der Hochschulreform
Alles notwendig, alles weitgehend erfolgreich, aber alles absolut unterfinanziert. In diesen Punkten waren sich Dieter Lenzen, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, Martin Leitner, Geschäftsführer der HIS Hochschul-Informations-System GmbH, und Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerkes, während der Sitzung des Auschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am 25. Juni einig.
Deutlich mehr Investitionen in die Hochschulen seien notwendig, um den Bologna-Prozess - die Umstellung von Diplom und Magister auf Bachelor und Master - erfolgreich abzuschließen. Die Betreuung der Studenten müsse verbessert werden, um die Reformen der Studiengänge wirksamer zu machen. Lenzen forderte sogar eine Verdopplung des Personals.
"Bologna war alternativlos", sagte Leitner. Die Berufsaussichten seien für Bachelor-Absolventen genauso gut wie für Absolventen mit Diplom. Allerdings durchliefen 80 Prozent der jungen Menschen einen Bachelor-Studiengang mit der festen Absicht, gleich im Anschluss den Master zu machen. Das widerspreche der Intention, den Master als einen Abschluss zu etablieren, der erst nach mehreren Jahren Berufstätigkeit und nur nach Bedarf angegangen werde. "Das könnte ein Ausdruck des Misstrauens der Studenten gegenüber dem Wert des Bachelors sein", sagte Leitner. Kampagnen der Wirtschaft, dass sie Absolventen mit Bachelor gerne akzeptiere, könnten eventuell helfen.
"Wir beobachten mit Bestürzung, dass die Mobilität nach der Einführung von Bachelor und Master gesunken ist", nannte Lenzen einen weiteren Kritikpunkt. Das liege auch an der Vielzahl von Veranstaltungen, die jetzt in kürzerer Zeit als vorher absolviert werden müssten. Auch Praktika im Ausland seien nicht einfacher geworden. "Es fehlt eine europaübergreifende Agentur", sagte Lenzen. Außerdem seien Praktika in anderen Ländern Europas nicht so üblich wie in Deutschland.
Meyer auf der Heyde betonte, dass die Betreuungsrelation von Dozenten und Studierenden im internationalen Vergleich noch nicht ausreichend sei. "Das zeigt, dass wir noch stark investieren müssen." Ein Hindernis für die Mobilität sei weiterhin die Schwierigkeit, sich Leistungen aus dem Ausland anerkennen zu lassen. Außerdem fingen die Semester nicht in jedem EU-Land zum selben Zeitpunkt an.