Schnelles Internet in der Bauernstube
Für die Förderung des ländlichen Tourismus sind vor allem der Ausbau des Schienennetzes und der Breitbandverkabelung notwendig. Darin waren sich die meisten Experten bei einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin am Montag, 19. Januar 2009, einig.
Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs trage auch
dazu bei, Angebote für körperlich behinderte Menschen und
Senioren attraktiver zu machen. Ein schnellerer Zugang zum Internet
sei für Gastwirte unerlässlich, da sich ein
Großteil der Interessenten über das Internet informiere
und anmelde.
"Echtes Handicap"
„Ich habe 200 Schweine schneller gefüttert als 20 E-Mails abgerufen und versandt“, klagte Edeltraud Brunner, Vorsitzende des Ferienrings Schwäbische Alb. Ihren langsamen Internetzugang bezeichnete sie als „echtes Handicap“, da sich 80 Prozent ihrer Gäste über das Internet anmeldeten.
Auch Erik Jennewein, Vizepräsident des Europäischen Rates
der Junglandwirte, bezeichnete die Breitbandentwicklung als
wichtige Maßnahme zur Förderung des „Urlaubs auf
dem Bauernhof“. Zudem sei die Förderung der Umgebung,
etwa die Erschließung touristischer Ziele, wichtig, um die
Gegend – und damit den Aufenthalt auf dem Bauernhof –
interessant für Besucher zu machen.
"Infrastruktur muss stimmen"
„Die Infrastruktur um den Bauernhof muss stimmen“, erklärte auch der Geschäftsführer des Rureifel-Tourismus, Gotthard Kirch. „Auf einem Bauernhof kann man keine Radtour machen, dafür braucht man gute Radwege in der Umgebung“, sagte Kirch. „Es nützt wenig, wenn der Hof picobello ist, aber die Anbindung für Auto und Bahn fehlt“, ergänzte Gerd Klaus Kreitz, Inhaber des Bauernhofes „Alter Gutshof“.
Johann Kreiter, Experte für barrierefreien Tourismus, beklagte
das in ländlichen Regionen schlecht ausgebaute Schienennetz:
„Ich komme mit der Deutschen Bahn nach Regensburg, aber wie
komme ich dann von dort aufs Land?“ Oft seien die Räume
auf Bauernhöfen durchaus für Behinderte und auch für
körperlich eingeschränkte Senioren geeignet oder
könnten mit geringen Mitteln angepasst werden.
Bessere Auslastung durch Barrierefreiheit
Doch mangels Anreisemöglichkeiten und ausreichenden Informationen im Internet könnten nicht alle Kunden die Angebote nutzen. Zudem wisse nicht jeder Landwirt, dass oft keine großen Umbauten notwendig seien. Dabei könnten barrierefreie Wege und Häuser zu einer besseren Auslastung der Häuser auch in der Nebensaison beitragen, so Kreiter.
Ute Mushardt, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für
Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland, forderte
einen Masterplan für den ländlichen Tourismus. Es brauche
gemeinsame Anstrengungen von Bund, Ländern und Wirtschaft, um
den Urlaub auf dem Land zu fördern.
Innerhalb des Masterplans bleibe genug Raum für jeden, sich zu
entwickeln, so Mushardt. Grundlage der Anhörung waren je ein
Antrag der Koalitionsfraktionen (
16/10320) und der Fraktion Die Linke ((
16/7614).
Liste der Sachverständigen
- Edeltraud Brunner, Vorsitzende des Ferienrings Schwäbische Alb, Zweite Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof Baden-Württemberg
- Bente Grimm, Projektleiterin am Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (N.I.T.)
- Erik Jennewein, Landwirt und Hotelier, Vizepräsident des Europäischen Rates der Junglandwirte (CEJA)
- Gotthard Kirch, Geschäftsführer des Rureifel-Tourismus e.V.
- Johann Kreiter
- Dr. med. Gerd Klaus Kreitz, Inhaber "Alter Gutshof" in Gohrisch/Papstdorf
- Ute Mushardt, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland e.V.