Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union/
Berlin: (hib/BN) Deutschland ist nach wie vor unzufrieden mit der
Sprachen- und Übersetzungspolitik der EU. Dies wurde in der
Sitzung des Ausschusses für die Angelegenheiten der
Europäischen Union am Donnerstagnachmittag deutlich, an der
der EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit, Leonard Orban,
teilnahm. Die Abgeordneten wiesen den Kommissar darauf hin, dass
von den Ausschüssen des Bundestages inzwischen 60 Dokumente
zurückgestellt wurden, da man über diese mangels
Übersetzung noch nicht beraten könne. Der Eindruck auf
deutscher Seite, dass weniger Dokumente als früher ins
Deutsche übersetzt werden, sei falsch, verteidigte sich Orban.
Nach Betrachtung seiner bisherigen Aktivitäten ziehe er eine
"positive Bilanz". Besonders unterstrich der Kommissar allerdings
die Problematik, dass ihm einerseits nur begrenzte finanzielle
Mittel zur Verfügung stünden, andererseits aber die
Anzahl der Sprachen der EU durch die Erweiterungsrunden stetig
gestiegen sei. "Die Erhöhung des Übersetzungsvolumens
erfolgt nicht kostenneutral", sagte er. Hauptziel seiner Politik,
erläuterte Orban, sei "die Vielfalt innerhalb Europas zu
managen". Angesichts von 23 Amtssprachen, drei Alphabeten und 60
Minderheitensprachen, sei dies gerade in seinem Arbeitsfeld eine
anspruchsvolle Aufgabe. Die Union gab zu bedenken, dass es ihr bei
der anstehenden Europawahl schwerfalle, den Bürgern den
europäischen Gedanken zu vermitteln, wenn selbst Abgeordnete
zentrale Dokumente wegen unzureichender Übersetzungen nicht
gänzlich verstehen. Die SPD forderte Orban auf, auf die
Mitgliedsstaaten zuzugehen und sie zu fragen, in welchem Umfang er
Unterstützung von ihnen erwarten könne. Die FDP brachte
zum Ausdruck, dass es für sie unerlässlich sei, dass
Parlamentarier, wie auch Bürger, Gesetze in ihrer
Muttersprache lesen können. Nach Meinung der Linksfraktion sei
eine Investition in die Sprachen eine Investition in die
Demokratie. Im Umkehrschluss spare man also an Demokratie, wenn man
an Sprachen spare. Die Grünen wiesen auf das generelle
Akzeptanzproblem der EU in der Bevölkerung hin. Den
Abgeordneten käme somit die wichtige Rolle zu, die
Popularität Europas zu verbessern. Dazu sei es nötig,
alle Dinge, die die EU beträfen zu verstehen.
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