Wie bewerten Sie das Modell des
bedingungslosen Grundeinkommens? Wäre es überhaupt
finanzierbar?
Standpunkte der
Bundestagsfraktionen
Parteien |
Standpunkte |
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Hauptziel staatlicher Hilfe ist und muss die Hilfe zur
Selbsthilfe sein, die Vermittlung von Arbeit oder Qualifikationen,
also die Eingliederung in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft.
Die Finanzierung des Modells „bedingungsloses
Grundeinkommen” ist illusorisch: Auch wenn bestehende
Transferleistungen und Subventionen gestrichen würden,
entstünde allein aus der Bedingungslosigkeit des Anspruchs
eine nicht abschätzbare Kostensteigerung.
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Von einem Modell kann nicht gesprochen werden, da eine
Vielzahl von Vorschlägen existieren, die sich nicht nur in der
Leistungshöhe, sondern auch der Ausgestaltung (zum Beispiel
der Forderung nach Abschaffung aller bisherigen steuer- und
beitragsfinanzierten Transferleistungen) massiv unterscheiden. Ein
Grundeinkommen in auskömmlicher Höhe, das unabhängig
von der Bedürftigkeit an alle gezahlt würde, wäre
nicht finanzierbar.
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Die FDP hat ein bedarfsgerechtes Bürgergeld vorgeschlagen.
Wir lehnen ein bedingungsloses Grundeinkommen ab. Ein Leben mit
viel Freizeit und ohne Arbeit klingt attraktiv, aber wer soll das
finanzieren? Höhere direkte Steuern führen zu einer
Schwächung des Wirtschafts- und Finanzstandorts. Nur der
Geschäftsgewinn sichert Arbeitsplätze. Zudem ist zu
befürchten, dass der Anteil der Schwarzarbeit steigt. Die
Risiken sind unkalkulierbar.
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Es ist ein interessanter Ansatz für einen sozialen
Ausgleich, der aber zu kurz springt, weil damit das Ziel gute
Arbeit für alle infrage gestellt wird. Bisher gibt es keinen
seriösen Finanzierungsvorschlag. Mit einem Recht auf gute und
anständig bezahlte Arbeit und einer Politik, die das in den
Mittelpunkt stellt, würde ein bedingungsloses Grundeinkommen
nicht gebraucht.
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Gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen spricht seine rein
materielle Ausrichtung. Armut und gesellschaftliche Ausgrenzung
bestehen nicht allein im Mangel an Geld. Der Bundeshaushalt
würde allein wegen der Zahlungen für das Grundeinkommen
um mehr als das Vierfache anwachsen, ohne dass auch nur eine
einzige Schule oder ein einziges Krankenhaus finanziert
wären.
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Ist ein
Grundeinkommen für alle gerecht? Sollte nicht jeder, der von
der Gesellschaft etwas erhält, dafür auch etwas
leisten?
Standpunkte der
Bundestagsfraktionen
Parteien |
Standpunkte |
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Ein Anspruch auf Grundeinkommen, der an keinerlei
Voraussetzungen geknüpft ist, widerspräche dem Prinzip
der Subsidiarität und damit den Grundlagen einer solidarischen
Gesellschaft sowie der sozialen Marktwirtschaft. Solidarische Hilfe
der Gesellschaft kann es nur da geben, wo Bedürftigkeit
vorliegt, also jemand sich (vorübergehend) nicht selbst helfen
kann.
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Ein „bedingungsloses Grundeinkommen” hat zum einen
falsche Verteilungswirkungen, da auch jene davon profitierten, die
nicht darauf angewiesen sind. Zum anderen geht es von der falschen
Voraussetzung aus, dass gesellschaftliche Teilhabe über
Erwerbsarbeit nicht mehr möglich sei. Für die SPD bleibt
die Schaffung von Vollbeschäftigung aber das vordringliche
Ziel, damit alle Menschen in die Lage versetzt werden, ihren
Lebensunterhalt selbst zu sichern.
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Die Solidargemeinschaft darf Leistungen nur bei
Bedürftigkeit finanzieren. Wer in der Lage ist zu arbeiten,
soll zu seinem eigenen Lebensunterhalt beitragen. Das stärkt
Eigenverantwortung und Beschäftigungschancen. Das
FDP-Bürgergeld ist je nach Lebenssituation individuell
ausgestaltet und stellt ein Mindesteinkommen sicher. Es schafft
Anreize, ein höheres Nettoeinkommen zu erzielen.
Zusätzliche Anstrengungen werden belohnt.
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Wer bedürftig ist, dem muss eine solidarische Gesellschaft
helfen, sodass alle an ihr teilhaben können. Schon heute
werden soziale Leistungen in einem System von Kombilöhnen dazu
benutzt, um Lohndumping zu betreiben. Diese Gefahr könnte sich
mit einem bedingungslosen Grundeinkommen erhöhen.
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Gerecht ist, denen zu helfen, die Hilfe benötigen. Wer
arbeitslos, alt, krank und pflegebedürftig ist, braucht die
Hilfe unserer Gesellschaft. Nicht der, der gesund und wohlhabend
ist. Solidarität ist keine Einbahnstraße. Wer wohlhabend
ist, leistet seinen Solidarbeitrag durch Steuern. Wer das nicht
kann, kann zum Beispiel durch bürgerschaftliches Engagement
helfen. Eine solche Hilfe lässt sich aber nicht erzwingen.
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Artikel
Erschienen am 5. Mai 2009