Die Spannung steigt im ARDHauptstadtstudio.
Gleich werden die nationalen Gewinner des Bürgerpreises
bekannt gegeben, der in diesem Jahr unter dem Motto „Kultur
verbindet“ steht. Über 1.000 ehrenamtlich engagierte
Einzelpersonen und Gruppen — so viele wie noch nie —
hatten sich um diesen größten Ehrenamtspreis
Deutschlands beworben, der alljährlich zunächst auf
lokaler und regionaler und dann auf Bundesebene vergeben
wird.
Gar nicht so einfach für die Jury, sich zwischen den vielen
Bewerbern zu entscheiden. „Wir alle waren hin und weg und
haben wirklich einen ganzen Tag lang gerungen, die Preisträger
zu finden. Eigentlich haben wir viel zu wenig Preise“, sagt
Michael Bürsch (SPD), Jurymitglied und Vorsitzender des
Unterausschusses Bürgerschaftliches Engagement auf der
Preisverleihung am 11. Dezember, die vom Chef des Hauses, Thomas
Roth, moderiert wird.
Zweieinhalb Jahre lang war Bürsch Mitglied der
Bundestags-Enquete-Kommission „Zukunft des
Bürgerschaftlichen Engagements“. Als die Kommission
ihren Auftrag erfüllt hatte, wollten er und einige andere
Parlamentarier, die ihr angehört hatten, die Anerkennung
für Engagement fortsetzen. Gemeinsam mit dem Deutschen
Städtetag, dem Deutschen Landkreistag, dem Deutschen
Städte und Gemeindebund sowie den Sparkassen gründeten
sie im März 2003 die Initiative „für mich, für
uns, für alle“, die seither den Bürgerpreis
vergibt. Dotiert ist er mit Sachpreisen im Wert von insgesamt
179.000 Euro, davon gehen 30.000 Euro an die nationalen
Gewinner.
Anerkennung im Ehrenamt
Ziel der Initiative, die unter der
Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert
steht, ist es, bürokratische Hemmnisse für
bürgerschaftliches Engagement aus dem Weg zu räumen, den
Schutz für die Engagierten zu verbessern und ihnen
öffentliche Anerkennung zukommen zu lassen. Außerdem
will sie möglichst viele weitere Menschen für ein
Ehrenamt begeistern.
Und das scheint zu gelingen: In Deutschland engagiert sich heute
jeder Dritte über 14 Jahre freiwillig, Tendenz steigend. Was
das bürgerschaftliche Engagement betreffe, stehe Deutschland
gut da, so Bürsch. „Es gibt eine enorme Vielfalt. Auch
in der Qualität des Engagements sind wir in den letzten Jahren
weitergekommen.“
Von beidem kann sich das Publikum auf der Preisverleihung selbst
überzeugen. Der Nationale Bürgerpreis in der Kategorie
„Alltagshelden“ geht an den Esslinger Verein
„Kultur am Rande“, der gemeinsam mit Obdachlosen
Kunst-, Literatur- und Theaterprojekte organisiert. In der
Kategorie „Arbeit & Engagement“ wird das
Tischlereiunternehmen Auerbach & Hahn aus dem sächsischen
Wilsdruff ausgezeichnet. Die beiden Firmengründer fördern
das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter und
unterstützen zwei Schulen in ihrer Gemeinde finanziell.
Für sein Lebenswerk wird Gerhard Hoch geehrt. Der
81-Jährige aus Alveslohe setzt sich seit mehr als
dreißig Jahren dafür ein, dass die NS-Vergangenheit
seiner Heimatregion nicht in Vergessenheit gerät.
Und weil sich immer mehr junge Menschen ehrenamtlich engagieren,
wird der Bürgerpreis dieses Jahr erstmals auch in der
Kategorie „Junior“ vergeben. Admir Buncan heißt
der glückliche Gewinner. Der 19-Jährige aus Versmold ist
Leiter mehrerer Break- und Streetdance-Gruppen und Trainer einer
Fußballmannschaft — alles ehrenamtlich natürlich.
Spätestens als der junge Mann freudestrahlend auf die
Bühne stürmt, um unter dem Jubel seiner mit angereisten
Fans und Schüler die Auszeichnung entgegenzunehmen, wird klar:
Ehrenamtliches Engagement hilft nicht nur anderen, es gibt auch dem
Engagierten selbst Anerkennung und Bestätigung.
Text: Nicole Alexander
Foto: Bügerpreis/Marc Bürger
Erschienen am 31. Januar 2007
Infos zum Bürgerpreis und zum
Unterausschuss „Bürgerschaftliches
Engagement“:
www.buerger-engagement.de und
www.bundestag.de (siehe Rubrik
Ausschüsse).