hat der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages vor dem kritischen Urteil der Jury des Politikawards bestanden. Anfang Dezember nahmen Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt und die Vorsitzen de des Petitionsausschusses Kersten Naumann im TIPI – neben Kanzleramt und Reichstagsgebäude – die Ehrung für die „Innovation des Jahres” entgegen. Der jährlich von der Zeitschrift politik & kommunikation ausgelobte Preis wurde für das Portal E-Petitionen verliehen (https://epetitionen.bundestag.de). Auf dieser Internetseite können Bürger seit Oktober 2008 einfach und unkompliziert öffentliche Petitionen und Einzelpetitionen einreichen, unterstützen und im Forum diskutieren. In den ersten Wochen wurde die Seite bereits mehr als eine Million Mal aufgerufen.
Zu spannenden Begegnungen kommt es immer wieder in den Landesvertretungen in Berlin. So trifft man beispielsweise bei den Nordrhein-Westfalen einen bekannten Fernsehjournalisten und den Architekten, der das imposante Gebäude aus Holz, Glas und Stahl mit seiner spektakulären Rautenfassade entworfen hat. Fritz Pleitgen und Karl-Heinz Petzinka werben gemeinsam für die Kulturhauptstadt 2010, zu der die Stadt Essen stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet berufen wurde. Der langjährige ARD-Korrespondent Pleitgen (70) hat den WDR-Intendantensessel gegen den Chefposten in dem Unternehmen „RUHR.2010” eingetauscht, und es ist zu spüren, dass ihm diese neue Aufgabe Spaß macht. Begeistert spricht er von einer „Metropole im Werden” und belegt diesen Anspruch mit einer Satellitenaufnahme. Auf ihr strahlt das Ballungsgebiet an Rhein und Ruhr mit seinen 53 Städten und Gemeinden des Nachts so hell wie sonst nur noch London oder Paris. „Wir werden das Ruhrgebiet schon unter die Leute bringen”, meint der gebürtige Duisburger.
Petzinka (53), Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, ist künstlerischer Direktor des Unternehmens und damit zuständig für Projekte, von denen viele noch Visionen sind. So etwa plant er Großes mit dem Gasometer in Oberhausen, der 1988 stillgelegt worden war und heute die ungewöhnlichste Ausstellungshalle Europas ist. Wenn es nach Petzinka geht, soll dieses Industriedenkmal im nächsten Jahr zu einem „Tempel des Glaubens” werden. Christen, Muslime, Juden, Buddhisten und Hindus sollen sich dort zu einem „Weltreligionstag” versammeln. Auch die Oberhäupter der Weltreligionen vom Papst bis zum Dalai Lama sollen eingeladen werden. Zweifelnde Fragen zu solch hochfliegenden Plänen wischt der in Bocholt geborene erfolgreiche Architekt mit dem Satz weg: „Warum wir das machen? Weil Sie uns das nicht zutrauen.”
In der Vertretung des Freistaates Sachsen, die in einem über 100 Jahre alten Kontorgebäude untergebracht ist, begegnet man dem in Ostpreußen geborenen Juristen Siegfried Willutzki. Auch der 76-Jährige will eine Vision in die Realität umsetzen und das deutsche Wahlrecht revolutionieren. Denn nichts weniger als eine Revolution wäre die Umsetzung seiner Forderung, das aktive Wahlrecht Kindern ab ihrer Geburt zuzugestehen. Er argumentiert ganz pragmatisch: Kinder seien Träger aller Grundrechte. Und das Wahlrecht sei ein Grundrecht. Man müsse ernsthaft nachdenken, ob man einem 17-jährigen Vorsitzenden der Jungen Union oder der Jusos das Wahlrecht verwehre, es aber bei der wachsenden Gruppe der über 100-Jährigen überhaupt nicht infrage stelle. Allerdings stellt Willutzki sich nicht vor, dass demnächst schon Babys mit Buntstiften in den Wahllokalen auf kreuzen. Das Wahlrecht soll erst ab 14 Jahre selbst ausgeübt werden können. Jüngere Kinder sollen durch ihre Eltern vertreten werden. Willutzki, selbst Vater von drei Kindern, weist darauf hin, dass sich immer mehr Menschen über ein Kinderwahlrecht ernsthaft Gedanken machen. „Wir sind zum Glück aus der Lachnummer heraus, als sich alles amüsierte, wenn man ein Wahlrecht für Kinder forderte.”
Mit einer Ausstellung erinnert die schleswig- holsteinische Landesvertretung, die in einem modernen Gebäude in den ehemaligen Berliner Ministergärten residiert, an den Theatergründer, Maler und Schriftsteller Hans Holtorf. Michael Grosse (47), Intendant des Landestheaters in Schleswig, liest aus den packenden Erinnerungen des Künstlers, der in der ersten Hälfte der 1920er-Jahre mit seinem expressionistischen Wandertheater durch Deutschland und Dänemark zog. Auch Grosses Landestheater ist mit seinen drei großen und weiteren kleinen Spielstätten so etwas wie eine Wanderbühne. So sieht Grosse durchaus „eine Seelenverwandtschaft” mit Holtorf. Allerdings biete eine Landesbühne ein hohes Maß an wirtschaftlicher Sicherheit, wogegen Holtorf das ganze Risiko habe allein tragen müssen. Ähnlich sei aber, „dass alles sehr stressig ist mit dem Reisen, Einpacken, Auspacken, Transportieren”. Der Spross einer Theaterfamilie wird im kommenden Jahr auch privat wieder packen müssen. Denn dann übernimmt der gebürtige Berliner die Leitung der Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach. Muss er sich da auf ein anderes Publikum einstellen? „Sicherlich wird es mental dort anders laufen. Das ist ja auch das Spannende.”
Text: Klaus Lantermann
Erschienen am 25. Februar 2009