Arme Menschen leben ungesünder, sind häufiger krank, erhalten eine schlechtere ärztliche Versorgung und sterben früher. Die Lebenserwartung von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten differiert erheblich. Die Wahrscheinlichkeit, lange und gesund leben zu können, nimmt mit der Höhe des Einkommens zu. Wissenschaftler haben für Europa eine Spanne von bis zu sieben Jahren ausgemacht.
Nach Erkenntnissen der neueren medizinischen Forschung wird die Basis für eine gute Gesundheit bereits mit Beginn der Schwangerschaft gelegt. Kinder aus sozialökonomisch benachteiligten Schichten tragen daher ein höheres Risiko, schon in jungen Jahren zu erkranken; zugleich sind sie mit einer Hypothek auf ihre Gesundheit im Erwachsenenalter belastet. Ärmere Kinder leiden zudem zwei- bis dreimal so häufig unter Fettleibigkeit wie ihre wohlhabenderen Altersgenossen. Meist ist Fehlernährung die Ursache dafür. So sind etwa Hartz-IV-Empfänger finanziell kaum in der Lage, ihre Kinder ausgewogen zu ernähren. Der dafür vorgesehene Tagessatz reicht knapp für das Schulessen, das etwa 2,50 Euro pro Tag kostet.
Eine präventive Gesundheitspolitik sollte folglich in starkem Maße auch darin bestehen, die sozialökonomische Lage von Angehörigen benachteiligter Schichten und deren Bildungschancen konsequent zu verbessern. Ganz gleich, um welchen Lebensbereich es sich handelt, das "Rezept" für eine Verringerung sozialer Ungleichheit ist Bildung: Besser Gebildete haben bessere Chancen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, laufen weniger Gefahr, in extreme Milieus abzurutschen und verfügen über günstigere Voraussetzungen, bewusster zu leben sowie sich und ihre Kinder gesünder zu ernähren.