EntwicklungshilfE
Der neue Freiwilligendienst »weltwärts« nimmt Gestalt an
Bald soll es für 3.000 jugendliche Entwicklungshelfer aus Deutschland "weltwärts" gehen: Im Januar startet der neue Freiwilligendienst für junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 28 Jahren. Mittelfristig ist geplant, 10.000 Jugendlichen jährlich die Chance zu geben, "entwicklungspolitisch global zu lernen" und sich in armen Ländern sozial zu engagieren.
Über den Stand der Vorbereitungen ließ sich vergangene Woche der Fachausschuss unterrichten. Zur Evaluierung und Begleitung der Arbeit des Freiwilligendienstes, den Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) initiiert hatte, wird Regierungsangaben zufolge ein Beirat eingerichtet. Für die Finanzierung sind 70 Millionen Euro jährlich vorgesehen. Rund 200 kommunale Initiativen und Nichtregierungsorganisationen, darunter auch die großen kirchlichen Hilfswerke, wollen sich an der Umsetzung beteiligen. Sie werden aus den BMZ-Mitteln mit 580 Euro pro Teilnehmer gefördert, kommen im Gegenzug für Reisekosten, Unterbringung und 100 Euro Taschengeld monatlich für die jungen Helfer auf.
Der Entwicklungshilfedienst kann anstelle des Zivildienstes in Deutschland geleistet werden. Der Anspruch auf das Kindergeld bleibt während des Auslandsaufenthalts, der zwischen sechs und 24 Monaten dauern kann, erhalten. Das Interesse an "weltwärts" sei enorm, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium, Karin Kortmann (SPD): Viele Kommunen wollten neue Städtepartnerschaften schließen, und die Bewerberlage sei "klasse", meinte Kortmann sichtlich erfreut. Das beeindruckte aber die FDP nicht, die als einzige Fraktion die Einrichtung des neuen Dienstes ausdrücklich ablehnte. Es sei nicht nachvollziehbar, wozu neben den bestehenden Diensten wie Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr eine "konkurrierende Institution" aufgebaut wird. Das bedeute zusätzliche Bürokratie. Außerdem sei die soziale Absicherung der Teilnehmer oder die vorgesehene Anrechung des Auslandseinsatzes als Zivildienst gesetzlich nicht geregelt. Die Liberalen schlugen vor, für die bestehenden Freiwilligendienste eine gemeinsame gesetzliche Grundlage zu schaffen und auf "weltwärts" zu verzichten.
Mit diesem Vorschlag ist die FDP aus Sicht der Grünen "im entwicklungspolitischen Niemandsland gelandet". Inhaltlich unterstrichen sie, es sei "ganz wichtig", dass die Trägerorganisationen nicht als ein "Unterapparat des BMZ" behandelt würden.
Wer als junger Entwicklungshelfer gearbeitet habe, "wird sicher kein Rassist mehr", so die SPD. Die Linke äußerte die Sorge, dass das Engagement kirchlicher Hilfsorganisationen bei "weltwärts" Atheisten und Muslimen den Zugang zu dem Dienst erschweren würde. Dies sei nicht der Fall, erwiderte Kortmann. Die Beteiligung der Kirchen sei erfreulich, da sie große Erfahrung in Entwicklungshilfe besitzen. Zudem sei der Zugang für alle Jugendlichen auch bei diesen Organisationen gesichert.