Medien
Bei Web, Blog & Co. sind die Israelis Trendsetter
Das israelische Publikum gehört zu den aktivsten Medienkonsumenten der Welt. Sie nutzen die Massenmedien, unter denen "Yedioth Ahronot" mit einer Leserschaft von mehr als 60 Prozent und fast 500.000 Ausgaben täglich die größte Zeitung ist, gefolgt von "Maariv" und "Haaretz". Es gibt vier staatliche Fernsehkanäle und zahlreiche Privatsender, die über Kabel oder Satellit zu empfangen sind. Der staatliche Radiokanal "Kol Israel" ist älter als der Staat selbst - er wird dieses Jahr 70 Jahre alt - und bietet Nachrichten, Unterhaltung, klassische Musik und Auslandsinformationen. Das Armee-Radio, jünger und leichter, ertönt an seiner Seite, genauso wie hunderte lokaler Sender, einige davon illegal.
Hinzu kommen Spartenmedien, die im Zuge der sozialen und kulturellen Zersplitterung der israelischen Gesellschaft in ethnische, kulturelle, nationale und religiöse Gruppen entstanden. Dazu gehören die Araber, bei denen mit Muslimen, Drusen und Christen verschiedene Religionen vertreten sind. Ebenso wie eigene Parteien haben sie auch ihre eigenen Medien. Sie nutzen hunderte arabischer TV-Sender wie "Al Dschasira" und "Al Arabia", haben eigene Zeitungen, Radiosender und Internetangebote.
Das gleiche gilt für die russischen Juden, die Ultraorthodoxen, die orientalische sephardische Religionsbewegung und die national-religiösen Juden. Sie haben jeweils ihre eigene Kultur und spezielle Medien - und sie alle distanzieren sich von den "Mainstream-Israelis", zu denen die meisten zionistischen säkularen oder traditionellen Juden gehören und die zahlenmäßig eine Minderheit bilden. Dennoch sind sie sozial, kulturell und ökonomisch die einflussreichste Gruppe und dominieren die staatlichen Institutionen und Massenmedien.
Im vierten Bereich der neuen Medien sind die Israelis Trendsetter: 2007 hatten mehr als 65 Prozent von ihnen einen schnellen Internetanschluss - in Europa und den USA sind es weniger als 30 Prozent - und ein Mobiltelefon. Alle Zeitungen, Radio- und Fernsehsender haben ihre eigenen Webseiten sowie eine Vielzahl von Blogs, Magazine, Foren und Suchmaschinen, die in Hebräisch, Englisch und einem Dutzend anderer Sprachen kommunizieren.
Dies ist der Kern des israelischen Paradoxons: Technologie und Medien sind hier auf ihrem Höchststand, aber die politischen und sozialen Umstände sind explosiv und ein altertümlicher blutiger Konflikt schwelt entgegen aller Vernunft weiter. Das macht das Leben oft tragisch - und gleichzeitig so einzigartig.
Der Autor ist TV-Journalist und Chefredakteur im Ersten Israelischen Fernsehen, Aruz1.