Thema
Stephan Vopel
INTEGRATION
Der jüdische Staat basiert auf Einwanderung. Sie ist aber
gleichzeitig die Wurzel ungelöster Konflikte
Nachdem Mose, der Knecht des Herrn,
gestorben war, sprach der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, Moses
Diener: Mein Knecht Mose ist gestorben; so mach dich nun auf und
zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das
ich ihnen, den Kindern Israel, gegeben habe: Jede Stätte, auf
die eure ...
Eli Rekhess
ARABER IN ISRAEL
Hin- und hergerissen zwischen zwei Welten
Der Krieg von 1948 schuf eine
besondere Situation: Inmitten des jüdischen Staates Israel
lebt eine arabische Minderheit, deren Anteil an der
Gesamtbevölkerung im Jahr 2007 auf 20 Prozent angewachsen ist.
Jene Araber, die sich 1948 entschieden, in ihrer Heimat zu bleiben
und die israelische ...
Norbert Jessen
ZIONISMUS
Er bleibt ein laufender Prozess, der vereint und polarisiert. Im
Alltag spielt der Begriff aber keine große Rolle mehr
Mit der Staatsgründung vor 60
Jahren war das Ziel des politischen Zionismus erreicht. In Israel
können die Juden selbst ihr Schicksal bestimmen, eine
Entwicklung, die unabhängig von der jüdischen Diaspora
verläuft, aus der die zionistische Bewegung kommt. Aufbau wie
Verteidigung dieses Staates wird ...
Interview
Herr Erzbischof, Sie haben vor
fünf Jahren die weltweit erste arabisch-christlich-israelische
Universität eröffnet. Was waren Ihre Beweggründe?
Das Projekt der Mar Elias Universität sollte dazu beitragen,
die Abwanderung der arabischen Minderheit zu stoppen. Wir wollten
den jungen Leuten eine gute ...
Ulrich Sahm / as
RELIGION
Offiziell vom Staatswesen getrennt, besitzt sie dennoch
erheblichen Einfluss
In Israel, das sich selbst als
jüdischer Staat definiert, wird Religionsfreiheit per Gesetz
garantiert. Im "jüdischen" Staat gibt es also offiziell keine
Staatsreligion - und keinen gesetzlichen Ruhetag, entsprechend dem
Sonntag in Deutschland. Juden, Moslems oder Christen bestimmen
selbst, ob sie ...
Jörg Bremer
KNESSET
Das israelische Parlament spiegelt die Zerrissenheit der Nation
wider
Die Knesset, das israelische
Parlament, ist mindes -tens genauso ein zentraler und von vielen
Orten sichtbarer Bau für Jerusalem wie der Reichstag für
Berlin. Ein wenig höher gelegen als einige Ministerien
nebenan, thront der flache, moderne Bau auf einer Hügelkuppe.
Wer die Sicherheitsmaßnahmen ...
Susanne Kailitz
Im November 2005 beantragte
Staatspräsident Mosche Katzav Neuwahlen, nachdem
Ministerpräsident Ariel Scharon aus dem Likud ausgetreten war
und die neue Partei Kadima gegründet hatte. Die Wahl fand am
28. März 2006 statt. Scharons Nachfolger Ehud Olmert ist nun
Ministerpräsident einer Regierung aus ...
Annette Sach
Von Ben Gurion ist
überliefert, er hätte einmal behauptet, sie sei "der
einzige wirkliche Mann" in seinem Kabinett: die Politikerin Golda
Meir (1898 - 1978). Schon 1949 war sie Arbeitsministerin in Gurions
Kabinett, bevor sie 20 Jahre später als erste Frau zur
Ministerpräsidentin ernannt wurde - der ...
Susanne Kailitz
Israel besitzt keine geschriebene
Verfassung, sondern stützt sich auf eine Reihe von
Grundgesetzen und die Unabhängigkeitserklärung von 1948.
Die 120 Abgeordneten der Knesset werden in der Regel alle vier
Jahre gewählt. Dabei bildet das gesamte Land einen einzigen
Wahlkreis. Die meisten Parteien ...
Gemma Pörzgen
Ende Februar feierte der wohl
umstrittenste Politiker Israels, Ariel Scharon, seinen 80.
Geburtstag. Der frühere Ministerpräsident liegt seit mehr
als zwei Jahren in einer Spezialklinik im Koma und sein weiteres
Schicksal bleibt ungewiss. Ein Schlaganfall hatte seiner Karriere
am 4. Januar 2006 auf ...
Patrick Müller
NAHOST-KONFLIKT
Israelis und Palästinenser wollen wieder verhandeln. Doch
die Akteure sind schwach und eine Konfliktpartei sitzt nicht mit am
Verhandlungstisch
Es war ein Hoffnungsschimmer: Ende
November 2007 einigten sich Israels Ministerpräsident Ehud
Olmert und der palästinensische Präsident Mahmud Abbas
auf der Nahost-Konferenz in Annapolis auf einen Neustart des
Friedensprozesses. Damit kehrten die Konfliktparteien nach Jahren
der gewaltsamen ...
Ulrich Sahm
ARMEE
Für die meisten Israelis eine
Selbstverständlichkeit
Eines ist gewiss: Ohne die Armee
gäbe es keinen jüdischen Staat. Sie lebt bis heute von
dem Ruf, unbesiegbar zu sein. Gegründet wurden die
israelischen Streitkräfte nur kurze Zeit nach der
Unabhängigkeitserklärung am 31. Mai 1948. Sie gingen aus
verschiedenen Untergrundorganisationen hervor, die ...
Felix Zimmermann
Sicherheit
Eine Mauer soll Terroristen abhalten
Es hängt vom Blickwinkel ab,
wie das "Bauwerk" zu bezeichnen ist: Während
Palästinenser von "Apartheids-Mauer" sprechen, ist in Israel
zumeist nur von dem "Zaun" die Rede. Beides ist nicht ganz richtig,
aber auch nicht ganz falsch. Fest steht: Israel baut seit Juni 2002
eine Sperranlage. Sie soll ...
Michael Wolffsohn
AUSSENPOLITIK
Israels Gründungsväter bauten einst auf Freiheit und
Sozialismus. Erst relativ spät begannen die Beziehungen zu
Deutschland, die anfangs eher von Pragmatismus als vom Gedanken der
Völkerverständigung geprägt waren
Vor 60 Jahren sah die Welt
politisch ganz anders aus - auch Israels Außenpolitik. Der
Kalte Krieg bestimmte die Welt ebenso wie Israels
Außenpolitik. Doch die fundamentalen Veränderungen der
israelischen Außenpolitik hängen kaum mit dem Beginn,
Fortgang und Ende des Kalten Krieges zusammen. Israels ...
Avi Primor
Deutsch-israelische Beziehungen
Aus Misstrauen wurde Freundschaft
In der Nachkriegszeit hatten die
Juden Palästinas, die künftigen Israelis, ihren Blick von
Deutschland abgewandt. Auch, weil sie Ohnmacht fühlten
angesichts des klar werdenden Ausmaßes der Katastrophe, die
mit der Nazi-Herrschaft über ihr Volk hereingebrochen war. Die
Entstehung der Bundesrepublik ...
Norbert Lammert
ERINNERUNGSKULTUR
Warum Deutschlands Beziehungen zu Israel immer besondere sein
werden
Wer über die Zukunft der
deutsch-israelischen Beziehungen reden will, muss auch von der
Vergangenheit sprechen. In einer der letzten Sitzungen des
Bundestages in Bonn, im alten "Wasserwerk", fiel am 25. Juni 1999
die Entscheidung für die Errichtung des Denkmals für die
ermordeten Juden Europas. ...
Schirmherrengremium für
Israel-Feierlichkeiten Anlässlich der Feierlichkeiten zum 60.
Jahrestag der Gründung des Staates Israel haben auf Anregung
des Abgeordneten Gert Weisskirchen (SPD) am 10. April Abgeordnete
aller Fraktionen die parlamentarische Initiative
"Schirmherrengremium" vorgestellt. ...
Interview
Sie waren kürzlich auf einer
Konferenz zum Thema Antisemitismus in Israel: Greift der
Antisemitismus wieder stärker um sich? Ja, der Antisemitismus
zeigt sich wieder - in unterschiedlichen neuen Formen und in
unterschiedlichen Regionen der Erde; Südamerika ist ein
Beispiel. Diese Entwicklung wird im ...
David Witzthum
DEUTSCHE IN ISRAEL
Das Interesse füreinander ist groß - die
Vergangenheit stets präsent
Die Freundschaft zwischen
Deutschland und Israel sei ein Wunder der Geschichte, sagte
Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem jüngsten Besuch in Israel.
40 Jahre zuvor kommentierte der in Berlin geborene Israeli Gershom
Shalom: "Die Kluft zwischen den beiden Völkern wird bestehen,
vielleicht für ...
Interview
Herr Barenboim, Sie sind 1942 in
Buenos Aires geboren. Ihre Eltern sind mit Ihnen vier Jahre nach
der israelischen Unabhängigkeiterklärung, also 1952, nach
Israel gegangen. Warum? Meine Eltern sind in Argentinien geboren,
meine Großeltern kamen aus Russland. Insofern haben wir nicht
unter der ...
Silke Mertins
Wirtschaft
Israel hat einen beeindruckenden Aufschwung vollbracht. Das
macht das Land zu einem begehrten Partner
Die Mandelbäume im Kibbuz
Harel stehen in voller Blüte. Nach dem Winterregen grünt
es überall zwischen den Feldern, Weinreben und Pinien. Die
sanften Hügel rund 30 Kilometer von Tel Aviv entfernt sind
fruchtbar und gut zu bearbeiten - perfekt für die
Landwirtschaft. In den Anfängen der jüdischen ...
Pierre Heumann
HANDELSBEZIEHUNGEN
Potenzial wird nicht ausgeschöpft
Nicht nur auf der politischen Ebene
verbindet Deutschland und Israel eine "besondere Beziehung". Auch
die ökonomischen Verbindungen sind eng: So war Deutschland im
vergangenen Jahr Israels zweitwichtigster Handelspartner. Und
große deutsche Konzerne wie SAP, die Deutsche Telekom,
Volkswagen oder ...
Rebecca Neuwirth
DIASPORA
Hilfe aus dem Ausland ist mehr als ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor
Israel ist in den USA sehr
präsent: In den USA leben nach Schätzungen rund 6
Millionen Juden - ein Großteil von ihnen in den
bevölkerungsreichen Staaten, den swing states, die auch jetzt
bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen große
Bedeutung haben. Gerade in New York spielen die Juden eine ...
Die Jaffa-Orangen waren der erste
israelische Exportschlager - und blieben es bis 1996. Schon vor der
Gründung des Staates Israel wurden in Israel
Zitrusfrüchte angebaut und vom Hafen Jaffa nach Europa per
Schiff transportiert. Noch heute exportiert Israel jährlich
Zitrusfrüchte im Wert von 300 ...
Pierre Heumann
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Mangels Bodenschätzen setzt Israel auf Spitzentechnologie.
Mit Erfolg
Microsoft-Gründer Bill Gates
war begeistert. In Israel würden "phantastische Dinge"
entstehen. Nur das Silicon Valley habe eine höhere
Konzentration an begabten Hightech-Leuten als Israel, sagte der
damalige Microsoft-Chef vor drei Jahren in Tel Aviv. In den
vergangenen zehn Jahren haben dutzende ...
Interview
Drei Jahre Ihres Studiums haben Sie
an der Universität Tel Aviv verbracht. Warum? Ich habe
Jüdische Studien, Geschichte und Medienwissenschaften studiert
und wollte einen Teil des Studiums im Ausland verbringen. In Israel
wollte ich seit meiner Zeit als Zivildienstleistender studieren.
Ein zweiter ...
Moritz Reininghaus
Wissenschaftsaustausch
Deutschland ist einer der wichtigsten Partner
Als Konrad Adenauer 1960 nach einem
Treffen mit David Ben Gurion in New York eine Spende in Höhe
von drei Millionen Mark für das renommierte Weizmann-Institut
im israelischen Rehovot zusicherte, mag offiziell der Beginn der
Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel gewesen
sein. Dass ...
Voraussetzungen für den Zugang
zu Hochschulen Jede der Universitäten und Hochschulen in
Israel hat ein eigenes Auswahlverfahren. In der Regel wird das
deutsche Abitur zum Zugang akzeptiert, um in Israel studieren zu
können. Die meisten Hochschulen bieten für
ausländische Studierende spezielle ...
Gisela Dachs
ALLTAG
Das Sicherheitsdenken ist zum Reflex geworden. Stimmungsbericht
einer Deutschen und ihrer Familie
Die meiste Zeit über
fühlt sich eigentlich alles ganz normal an. Dann ist Tel Aviv
ein Ort mit viel Lebensqualität. Die dynamische Wirtschafts-
und Kulturmetropole ist eine der wenigen Großstädte, die
direkt am Meer liegten. Es gibt unzählige Cafés und
Bars, bevölkert von vielen jungen Leuten. Wer ...
Anat Feinberg
HEBRÄISCH
Vor 100 Jahren war das jüdische Idiom nicht zu hören,
heute ist es der entscheidende Integrationsfaktor
Zu den Legenden, die sich um die
Entstehung des jüdischen Nationalstaates bis heute ranken,
gehört die Geschichte von Elieser Ben Yehuda. Der Erneuerer
der hebräischen Sprache redete mit seinem Sohn von Geburt an
nur Hebräisch. Itamar, der in Jerusalem gegen Ende des
vorletzten Jahrhunderts ...
Wladimir Struminski
BildungsSYSTEM
Privatschulen sind so gut wie unbekannt
Israels Gesellschaft ist jung. Die
Schülerzahlen sind dementsprechend an der
Gesamtbevölkerung gemessen hoch. Im Schuljahr 2007/2008
drücken knapp anderthalb Millionen junge Menschen - also jeder
fünfte Israeli - die Schulbank. Die Schulpflicht besteht vom
sechsten bis zum 16. Lebensjahr. Von der ...
Ralf Dittrich
FILM
Früher war er dem Zionismus verpflichtet. Heute
thematisiert er nicht nur Krieg und Gewalt, sondern auch Alltag
Als Nir Bergman auf der Berlinale
2003 mit seinem Film "Knafayim Shvu-rot" (Broken Wings, 2002)
debütierte, wies er der junge Regisseur auf einen seiner
Meinung nach symbolhaften Umstand hin: In seinem Film stirbt der
Vater der kleinen Familie - höchst banal - am Stich einer
Biene. Die Tatsache, ...
Interview
INTERVIEW
Angelika Schrobsdorff über ihre Zeit in Israel
Sie sind seit zwei Jahren wieder in
Deutschland. Wie haben Sie sich eingelebt? Überhaupt nicht.
Das ist nicht mein Land. Was ist denn Ihr Land? 23 Jahre lang war
es Jerusalem. Das ist eine magische Stadt. Viele hassen sie, weil
sie schwer ist, alttestamentarisch. Aber ich liebe sie. Warum
wollten ...
David Witzthum
Medien
Bei Web, Blog & Co. sind die Israelis Trendsetter
Das israelische Publikum
gehört zu den aktivsten Medienkonsumenten der Welt. Sie nutzen
die Massenmedien, unter denen "Yedioth Ahronot" mit einer
Leserschaft von mehr als 60 Prozent und fast 500.000 Ausgaben
täglich die größte Zeitung ist, gefolgt von
"Maariv" und "Haaretz". Es gibt vier staatliche ...
Igal Avidan
OLIVES OF PEACE
Juden und Palästinenser produzieren gemeinsam
Olivenöl. Statt über ihr Land wollen sie in Zukunft
lieber über Preise und Lieferzeiten streiten
Die Kulisse war perfekt: der
Berliner Gendarmenmarkt zu Weihnachten 2007. Drei junge Frauen,
deren Familien aus dem Nahen Osten stammten, verkauften Flaschen
der neuen israelisch-palästinensischen Marke "Olives of
Peace". Viele deutsche Passanten waren von dieser einmaligen
Initiative begeistert, ...
Sebastian Fleermann
JÜDISCHER WITZ
Er ist ein Klischee - und gleichzeitig dessen Demontage. Ein
Stück feine Ironie, die Vorurteile bricht und in schwierigen
Zeiten Hoffnung gibt
Um es vorweg zu sagen: Einen
"jüdischen" Humor gibt es genauso viel und genauso wenig wie
eine russische Seele, deutsche Gründlichkeit, karibische
Gelassenheit oder protestantische Arbeitsethik. Alle diese
Beispiele sind Klischees, aber da sich dahinter immer ein
Fünkchen Wahrheit verbirgt, ist auch ...
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