Eine große Mehrheit der Litauer bewertet die Mitgliedschaft des Landes in der Europäischen Union als positiv. Der litauische Parlamentspräsident Ceslovas Jursenas verwies bei einem Besuch im Europausschuss des Bundestages am 7. Mai auf aktuelle Umfrage, wonach sich 72 Prozent der Bürger seines Landes die Mitgliedschaft in der EU befürworteten. Im Gegensatz zur Frage der Anerkennung des Kosovo hätte es bei der Frage der Ratifizierung des EU-Reformvertrags keine "schärferen Diskussionen" gegeben, sagte Jursenas. Das litauische Parlament hatte am 8. Mai den EU-Reformvertrag ratifiziert. Mit Blick auf die Verhandlungen für ein Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und Russland, müssten, so Jursenas, noch einige Fragen geklärt werden. Dazu gehöre auch der Aspekt, "was für eine erweiterte EU wertvoll" sei, sagte Jursenas. Er betonte vor den Abgeordneten, dass Lituauen seit Ende des 18. Jahrunderts unter "aggressiven Nachbarn" gelitten habe. Dies sei eine besondere historische Erfahrung.
Vor diesem Hintergrund machte er den Vorschlag, den 23. August zum Tag der Verurteilung des Totalitarismus zu erklären. "Wir haben gehofft, dass wir zu einem solidarischen Europa beitreten, wo der Stärkere den Schwächeren unterstützt", sagte Jursenas hinsichtlich der Verhandlungen mit Russland.
Gleichzeitig unterstrich er die Verhandlungsbereitschaft seines Landes. Die Schließung des litauischen Atomkraftwerkes Ignalina, die für 2009 vorgesehen ist, erhöhe die Abhängigkeit des Landes von anderen Energieträgern, insbesondere von russischen Gaslieferungen.