Es macht schlichtweg Spaß, diese Biografie zu lesen. Annette Schäfer hat Briefe und Tagebücher von Joseph A. Schumpeter ausgewertet, die erstmals präsentiert werden. Der Leser erhält Einblick in dessen Gedankenwelt, die bisher der Öffentlichkeit verschlossen blieb.
Die Journalistin, Volkswirtschaftlerin und Psychologin zeichnet ein stimmiges Porträt. Sie beschreibt Schumpeter als einen Mann der Widersprüche: einerseits strotzte der berühmte Ökonom vor Selbstbewusstsein, andererseits quälten ihn Minderwertigkeitskomplexe und Depressionen.
Schumpeter, der Schutzpatron des ökonomischen Wachstums, habilitierte sich mit 26 Jahren mit seiner "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung". Das 1942 veröffentlichte Buch "Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie" gehört zu seinen bekanntesten Werken. Schäfer beschreibt auch Schumpeters wenig erfolgreiche Ausflüge in die Praxis: 1919 war er kurz österreichischer Finanzminister und von 1921 bis 1924 Präsident eines Bankhauses. Schumpeter lehrte von 1932 in Harvard. Zu seinem Leidwesen sollte John Maynard Keynes' "General Theory" damals die ökonomische Diskus- sion auf Jahrzehnte prägen.
Die Kraft der schöpferischen Zerstörung. Joseph A. Schumpeter. Die Biografie.
Campus Verlag, Frankfurt/M. 2008; 285 S., 24,90 ¤