Politik heißt Detailarbeit. Viele Bundestagsabgeordnete bearbeiten ungewöhnliche Spezialgebiete. Mechthild Rawert setzt sich für ein Ende der Robbenschlachtung für kommerzielle Zwecke ein.
Ich bin froh, das bald sagen zu können. Der Bundestag wird noch in dieser Legislaturperiode die Gesetzgebung über das Verbot der Einfuhr, Verarbeitung und das Inverkehrbringen von Robbenerzeugnissen zu Ende bringen. Es war ein langer Weg, aber der Beschluss wird voraussichtlich mit großer Mehrheit und mit der Zustimmung des Bundesrates gefasst. Ärgerlich bleibt, dass es aktuell noch immer keine entsprechende EU-Regelung gibt, die ein Importverbot für Produkte aus Sattel- und Mützenrobben regelt. Dies wäre sicherlich besser gewesen als ein nationaler Alleingang. Das sage ich als überzeugte Europäerin.
Zwar geht es endlich vorwärts in Brüssel, das Europäische Parlament hat im Mai 2009 einen entsprechenden Vorschlag der Kommission angenommen. Doch auch wenn eine Einigung in Sicht ist, abwarten, bis es letztlich zu einer EU-Regelung kommt, hätte geheißen, weiter tatenlos zuzusehen, wie jährlich rund 750.000 Robben für kommerzielle Zwecke getötet und gehäutet werden. 60 Prozent davon gehen auf das Konto der Länder Kanada, Grönland und Namibia. In Kanada sind seit 1996 mehr als drei Millionen Sattelrobben getötet worden – unter anderem für gewinnbringende Wellness- und Modeprodukte. Daher war es richtig, dass Deutschland mutig vorangeschritten ist und mit seiner deutlichen Position Europa angestoßen hat.
Robbenjäger gehen nicht zimperlich vor. Die Tiere werden oft mit Bootshaken, Knüppeln und Hakapiks getötet. Rund 90 Prozent der getöteten Tiere sind Jungtiere im Alter von zwei Wochen bis drei Monaten. Viele haben die Bilder von derartigen Massakern schon einmal gesehen und waren schockiert. Oft wird den Robben das Fell noch bei lebendigem Leib abgezogen. Das sind blutige Massenschlachtungen, die nicht im Geringsten angemessene Standards erfüllen, wenn es um die Schlachtung von Tieren geht. In Deutschland sind derartige Grausamkeiten in Schlachthöfen oder Forschungslaboren verboten. Ich sage: Ein solches Verbot ist inkonsequent, wenn es nicht durch ein Einfuhrverbot für Produkte ergänzt wird, die das Ergebnis blutiger Massenschlachtungen sind. Wir reden hier nicht von der traditionellen Robbenjagd der Inuit. Die daraus gewonnenen Produkte unterliegen nach unserem Gesetzentwurf einer Ausnahmeregelung. Ich weiß, dass wir mit dem Gesetz die Meinung der Mehrheit unserer Bevölkerung widerspiegeln. Und ich hoffe, dass bald europaweit die Einfuhr von Robbenerzeugnissen verboten ist.
Erschienen am 29. Juni 2009
Mechthild Rawert, Jahrgang 1957, Abgeordnete der SPD-Fraktion, ist Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und im Ausschuss für Gesundheit.
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