Vizepräsidenten: Petra Pau (Die Linke.)

In der vergangenen Wahlperiode saß sie als fraktionslose Abgeordnete im Plenum ganz hinten links vom Sitzungspräsidenten aus gesehen.

Heute leitet sie als Vizepräsidentin selbst Sitzungen des Bundestages. Die rothaarige Berlinerin, Jahrgang 1963, ist in ihrem politischen Leben schon in viele Schubläden gesteckt worden. Auf ihrer Homepage führt sie einige auf: "Pionierleiterin, Reformerin, Stalinistin, Bürgerrechtlerin, Parteisoldatin, Moderatorin, ostrotzlöffelmäßiges, rotes Rumpelstilzchen ..."

Durch Fakten gedeckt ist die Bezeichnung "Pionierleiterin". Denn als solche und als Lehrerin arbeitet sie nach dem Fachhochschulstudium in der DDR. Es folgt ein Studium an der Parteihochschule "Karl Marx" und eine Beschäftigung beim Zentralrat der FDJ.

Gerechtfertigt erscheint auch die Titulierung "Reformerin". Sie plädiert im Jahr 2001 gegen innerparteilichen Widerstand dafür, dass sich die PDS öffentlich für die Zwangsvereinigung von SPD und KPD sowie für den Bau der Mauer entschuldigt. Zugleich wendet sie sich aber gegen eine "Pauschalkriminalisierung" der DDR.

Ein rundes Jahrzehnt lang steht Petra Pau an der Spitze der Berliner PDS, wird 2000 auch Vizechefin der Gesamtpartei. 1998 bewirbt sie sich im Wahlkreis Berlin-Mitte/Prenzlauer Berg um einen Sitz im Bundestag. Einer ihrer Gegenkandidaten ist SPD-Vize Wolfgang Thierse. Sie hat knapp die Nase vorn und zieht als Direktkandidatin in den Bundestag ein.

Bei der Bundestagswahl 2002 scheitert ihre Partei an der Fünf-Prozent-Hürde. Sie allerdings erobert eines der beiden Direktmandate. Bei der Wahl 2005 feiert die in Linkspartei umbenannte PDS zusammen mit der WASG einen Erfolg. Petra Pau verteidigt ihr Direktmandat im Wahlkreis Berlin-Marzahn-Hellersdorf.

Petra Pau ist verheiratet, kocht gern und hegt ihren Balkongarten. Außerdem wird ihr nach einem Arbeitseinsatz im Zoo eine "Affen-Liebe" nachgesagt. "Da ist was dran ...", kommentiert sie.

Text: Klaus Lantermann
Foto: Linkspartei.PDS
Erschienen am 22. Mai 2006