Der Rennachter ist die größte olympisch anerkannte Bootsgattung im Rudersport. Mindestens 17 Meter lang und 93 Kilogramm schwer, sagen die Vorgaben. Ohne Riemen und Zubehör kostet so ein Stück rund 20.000 Euro.
Die vier Rennachter in der Halle des Jakob- Kaiser-Hauses Nummer 1 sind schlecht in Geld und Kilo auszudrücken. Sie sind ein Kunstwerk und machen als solches ihre Sache gut.
Langsam und bedächtig bewegen sich die Ruderboote in den Farben Gelb, Rot, Blau und Schwarz auf und ab. Jedes folgt einem eigenen, geheimen Rhythmus, unwägbar sind die daraus entstehenden Konstellationen. Betrachter entwickeln den Ehrgeiz, jenen Moment abzupassen, da alle vier Boote auf gleicher Höhe schweben. Von allen Ebenen betrachtet und aus jeder Höhe sind die Rennachter ein Spektakel fürs Auge. Wie ein Bassin ohne Wasser wirkt die Öffnung des Hallenbodens zum unteren Geschoss.
Christiane Möbius hat sich viel gedacht, als sie das Kunstwerk schuf, vor allem stand ihr die Fluss- und Seenlandschaft in und um Berlin vor Augen. Und dann ist da ja noch das traditionelle und gerade zum 152. Mal ausgetragene Achterrennen zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge. Ein Wettbewerb unter Gleichen nach demokratischen Spielregeln. Die Rennachter im Jakob-Kaiser-Haus sind also ein Versprechen – und eine Erfüllung zugleich.
Text: Kathrin Gerlof
Fotos: studio kohlmeier
Erschienen am 8. Mai 2006