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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: „Von nun an Touristenattraktion”
Gültig ab: 01.10.2009 17:49
Autor: Karl-Heinz Baum
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„Von nun an Touristenattraktion”

Kommentare der Weltpresse zum 9. November 1989

Le Soir (Brüssel)

Das schreckliche Symbol des Kalten Krieges in Europa bleibt (vorläufig) erhalten, aber von nun an als Touristenattraktion.

Neue AZ (Wien)

Seit Donnerstagabend ist die Mauer nicht mehr Grenze, sondern Denkmal, Mahnmal dafür, welche Deformationen eine Ideologie nach sich ziehen kann, die einst mit dem Ziel antrat, die Menschen zu befreien.

Diario 16 (Madrid)

Die Wiedervereinigung weckt Argwohn (...), das von Moskau aus mithilfe des Perestroika-Sturms in die Berliner Mauer gerissene Loch wird das Vertrauen der westlichen Großmächte erschüttern und die alte Furcht vor einem vereinigten großen Deutschland auferstehen lassen.

Jediot Acharonot (Tel Aviv)

Die Realität entwickelt sich schneller als jede Fantasie. Adieu Mauer. Mit dem Näherrücken der Demokratie wird die Flucht nachlassen, freie Wahlen in westlichem Stil werden folgen. Die Kommunisten werden die Herrschaft verlieren und von den demokratisch-liberalen Kräften ersetzt werden. Die Deutschen könnten dann eine rasche Vereinigung vollziehen. Europa wird sich daran gewöhnen müssen, mit dieser neuen Realität samt allen Konsequenzen leben zu lernen.

Mariv (Jerusalem)

Nicht immer ist das, was für die Menschheit gut ist, auch für die Juden positiv (...). Ohne Kommunismus ist die Existenz von zwei deutschen Staaten nicht gerechtfertigt. Kaum ein Hindernis wird auf dem Weg zur Wiedervereinigung stehen. Im Herzen Europas wird wieder eine Großmacht, ein vereinigtes Deutschland, mächtig, wohlhabend und selbstbewusst, entstehen. Das reicht, um bei allen Juden ein Schaudern auszulösen.

Blick (Zürich)

40 Jahre DDR, 40 Jahre Unterdrückung. Bis gestern. Seit heute können DDR-Bürger frei in den Westen reisen. Das hässliche Band aus Beton trennt Ost- und Westberlin, Ost- und Westdeutschland nicht mehr. Heute zählt nur die Freude, dass die Menschen in der DDR allein ihre Freiheit gefunden haben.

Telegraaf (Amsterdam)

Um glaubwürdig zu werden, muss der Parteiführer Krenz seine Sachen packen, muss die kommunistische Partei ihr Machtmonopol aufgeben und müssen unverzüglich freie Wahlen stattfinden.

Daily Telegraph (London)

Sollte der dramatische Abbau der Spannungen zwischen Ost und West sich fortsetzen (...), wird Macht durch wirtschaftliche, nicht verteidigungspolitische Erwägungen bestimmt. Die Dominanz Deutschlands wird dann eine unausweichliche Realität und man kann kaum davon ausgehen, dass Deutschland in der Welt keine bestimmende Kraft wird. Die zukünftige Gestalt der Europäischen Gemeinschaft ist völlig unklar.

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Text: Karl-Heinz Baum 
Erschienen am 2. Oktober 2009


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