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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Bunt statt schwarz-weiß
Gültig ab: 06.08.2009 11:50
Autor: Christian Putsch, Kapstadt
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Bunt statt schwarz-weiß

Wählerin bei der Wahl zur Nationalversammlung

© panos pictures/Sven Torfinn

Südafrika: Nationalversammlung und Provinzrat

Als Ort vornehmer Gentlemen galt das südafrikanische Parlament zu Apartheidzeiten nicht gerade. Die kürzlich verstorbene Politikerin Helen Suzman hat das mehr als einmal erfahren. In den 60er-Jahren war sie als Abgeordnete der Progressiven Partei (PFP) die einzige Frau in der Volksvertretung – umgeben von 163 teils schwer irritierten Männern. Der langjährige Premierminister Botha schimpfte sie nach einer ihrer Reden gegen die Rassentrennung einmal eine „kleine teuflische Katze”. Suzman empörte das Establishment im konservativen Apartheidstaat mit ihren Ansichten – und als Frau.

Heute sind solche Geschichten undenkbar. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mittlerweile fast die Hälfte aller Abgeordneten Frauen sind. Mehr weibliche Abgeordnete gibt es nur noch in Schweden und Ruanda. Als im Mai die Parlamentarier nach der vierten demokratischen Wahl Südafrikas antraten, da glich das fast schon einem Schaulaufen auf dem Catwalk. Viele der 490 Vertreter aus Nationalversammlung und Provinzrat trugen schillernde Kostüme. Die Crème der südafrikanischen Modedesigner riss sich darum, sie einkleiden zu dürfen. Stolz verweisen die Abgeordneten mit ihrem Kostüm auf ihre Herkunft als Zulu oder Xhosa etwa, als Swazi oder Tonga. Denn auch dafür steht das Parlament in Kapstadt: Es ist Spiegelbild einer „Regenbogennation”, die fast so viele Ethnien und Sprachen kennt wie der Vielvölkerstaat Indien.

Und so verwundert es nicht, dass in die einstmals steif und britisch wirkende Nationalversammlung afrikanische Bräuche Einzug gehalten haben. Zum Beispiel Lobgesänge auf die Exekutive. Als die Nationalversammlung im Mai Jacob Zuma zum neuen Präsidenten Südafrikas wählte, tanzte ein junger Mann mit einem Federkleid über dem halbnackten Oberkörper, in der Hand einen Speer. Der Imbongi, ein Lobsinger, pries in wilder Mischung zwischen Zulu und Englisch den Präsidenten. Ob nun Nelson Mandela, der erste Präsident, oder sein Nachfolger Thabo Mbeki – jeder Amtsinhaber hat seinen eigenen Imbongi. Und den benötigt er wohl auch, wenn ihn die Opposition – und manchmal auch das eigene Lager, die Regierungspartei ANC – piesackt: mit Vorwürfen, zu wenig gegen Vetternwirtschaft zu tun, oder gegen die hohe Zahl von Aids-Neuerkrankungen im Land.

Das Parlament verteidigt mit der Verfassung von 1997 eine der modernsten Gesetzgebungen der Welt, in der Gleichberechtigung eine große Rolle spielt. Allerdings gibt es eingebaute Vorfahrtsregeln, etwa wenn es um den Schutz von Minderheiten und Traditionen geht. So kümmerte es die weiblichen ANC-Abgeordneten offenbar wenig, dass Jacob Zuma mit mehreren Frauen liiert ist. Als Angehöriger der Zulu darf er das schließlich. Während das Land orakelt, wer denn nun die First Lady sein werde, werden die Parlamentarier Zuma an seiner Arbeit messen. Und spätestens nach der Parlamentswahl in fünf Jahren entscheiden, ob er noch einmal einen Lobgesang verdient.

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Text: Christian Putsch, Kapstadt 
Erschienen am 7. August 2009

Parliament of South Africa

Englischsprachige Informationen:

www.parliament.gov.za


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