Hans-Joachim Otto, FDP
Eines ist sicher: Der Wahlkampf wird immer multimedialer. Plakate und Wahlkampfstände reichen heute nicht mehr aus, um eine möglichst breite Empfängerschicht zu erreichen. Stattdessen positionieren sich die Akteure immer stärker im medialen Alltag unterschiedlichster Empfänger. Zu den Wahlkampfbühnen gehören also Fernsehen, Radio und Kino ebenso wie die klassischen Medien Zeitung und Zeitschrift. Darüber hinaus bringen die so genannten neuen Medien immer neue Plattformen, auf denen Wahlkampf betrieben wird. Weblogs und Podcasts sind die aktuellsten Beispiele für die Möglichkeiten des Internets.
Selbstverständlich tragen auch die Medien selbst einen großen Teil zur Perzeption des Wahlkampfes bei den Bürgern bei. Medien sind schließlich dem Wortsinn nach Mediatoren. Sie vermitteln erst die politischen Botschaften, die beim Empfänger ankommen. Deshalb müssen sich auch die Medien bewusst sein, welche Formen der Politikdarstellung die politische Auseinandersetzung wirklich voranbringen. Im Großen und Ganzen erfüllen sie diese Aufgabe sehr gut – insbesondere vor dem Hintergrund der pluralistischen deutschen Medienlandschaft. Die pauschalen Diffamierungsvorwürfe an die Medien durch den scheidenden „Medien-“Kanzler waren demnach völlig unangemessen und überzogen.
Zusammenfassend stellt sich ein Bild dar, in dem die Parteien immer mehr mediale Inszenierung betreiben, eine wachsende Anzahl von Wählern aber neue Sachlichkeit sucht. Das zeigt sich sowohl in den Debatten im Internet als auch in der Tatsache, dass noch nie so viele Wahlprogramme abgerufen wurden wie im Wahlkampf 2005. Vielleicht begründet das auch den Erfolg der FDP, die diesmal der Sachlichkeit, also ihrem Programm und der Kraft der Argumente, einen höheren Stellenwert eingeräumt hat als der medialen Inszenierung.
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 30. September 2005
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