Für zentralasiatische Verhältnisse
war das Ergebnis der Präsidentschaftswahl fast bescheiden: 89
Prozent der wahlberechtigten Turkmenen stimmten bei 99-prozentiger
Beteiligung am 11. Februar für den Zahnarzt und ehemaligen
Gesundheitsminister Gurbanguly Berdymuchammedow. Drei Tage
später wurde der "Sieger" (seine fünf Gegenkandidaten
waren nur zum Schaulaufen angetreten) kurz nach dem Verlesen der
Wahlergebnisse vor dem Volkskongress in der turkmenischen
Hauptstadt Aschgabat als neuer Staatspräsident vereidigt.
Damit trat er nun offziell die Nachfolge des im Dezember
verstorbenen ersten Präsidenten Turkmenistans nach der
Auflösung der Sowjetunion, Saparmurad Nijasow, an.
Er fühle sich Nijsow dem Großen
verpflichtet, sagte Berdymuchammedow bei der Vereidigung. Dies
verheißt zunächst nichts Gutes für das Land:
Nijasow, der sich als Turkmanbaschi - "Vater aller Turkmenen" - in
einem bizarren Personenkult verehren ließ, hatte rund 20
Jahre den Wüstenstaat regiert und ihn dabei in die Isolation
getrieben. Die reichen Gas- und Ölvorkommen nutzte er für
den Bau von protzigen Palästen. Dafür geizte er an
Ausgaben für Renten, Bildung und Gesundheitswesen. Sein
Nachfolger kündigte aber auch Reformen an, womit er seine
Wahlversprechen einlösen will: Alle Kinder sollen wieder zehn
Jahre zur Schule gehen, die medizinische Versorgung werde
verbessert. Als konkrete Zeichen der neuen Offenheit sollen
demnächst erste Internetcafes des Landes in Aschgabat
eröffnet werden.
Für den turkmenischen
Oppositionspolitiker im Exil, Awdi Kuliew, sind wirkliche Reformen
von Berdymuchammedow nicht zu erwarten. Dieser werde allerdings
"die fürchterliche Regierungsweise Nijasows" nicht kopieren
können, so Kuliew, der zu Beginn der 90er-Jahre erster
turkmenischer Außenminister unter Nijasow war und jetzt in
Oslo lebt.
Auch wenn die Präsidentenwahl aus Sicht
westlicher Beobachter eine Farce war: Dem neuen Machthaber ist die
Aufmerksamkeit des Auslands gewiss, denn der weltweite
Energiehunger wächst, zuverlässige und krisensichere
Energiequellen schrumpfen dagegen. So lauschten die
ausländischen Gäste - der russische Premierminister
Michail Fradkow und die Präsidenten Wiktor Juschtschenko aus
der Ukraine sowie Michail Saakaschwili aus Georgien - bei der
Vereidigung Berdymuchammedows vor allem auf die energiepolitischen
Signale seiner Rede. Und diese waren beruhigend: Turkmenistan werde
seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllen. Die riesigen
Gasvorkommen des zentralasiatischen Landes sind aber nicht nur
für seine Nachbarn, die es bereits beliefert, von Bedeutung.
Auch die EU, die USA, China und der Iran wollen Einfluss nehmen auf
die Energiepolitik des Neulings auf der internationalen
Bühne.