Der CDU-Abgeordnete Matthias Wissmann, der
Vorsitzende des Europaausschusses des Bundestages, hat die
Vertiefung Europas zu einer der Hauptaufgaben der nächsten
Jahre erklärt. Nur so lasse eine größere
Handlungsstärke und Bürgernähe erreichen. Wissmann
äußerte sich auf einer Konferenz, zu der die
Vorsitzenden der 27 EU-Ausschüsse aus den Mitgliedstaaten der
Europäischen Union, den EU-Beitrittskandidaten Kroatien,
Türkei und Mazedonien und Vertreter des Europaparlaments am
12. Februar in Berlin zusammengekommen waren. Für die
"Wiederbelebungsversuche" zum europäischen Verfassungsprozess
könne die geplante Berliner Erklärung zum 50. Jahrestag
der Unterzeichnung der Römischen Verträge am 25.
März 2007 einen wichtigen politischen Beitrag leisten, so
Wissmann weiter.
An die Bundesregierung gerichtet
äußerte der Vorsitzende des Europaausschusses die
Erwartung, dass diese Erklärung so "unbürokratisch und
straff wie möglich" formuliert werde. Notwendig sei eine
mutige, richtungsweisende und für die Bürger
verständliche Vision von der Zukunft Europas. Die
EU-Kommissarin Margot Wallström erörterte die
Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen der Europäischen
Kommission und den nationalen Parlamenten. Sie berichtete über
die Erfahrungen, die die Kommission mit einem neuen Instrument der
so genannten Direktzuleitung gemacht hat: Seit Herbst 2006 werden
Vorhaben europäischer Gesetzgebung nicht mehr
ausschließlich über den Rat der Europäischen Union
an die Regierungen der Mitgliedstaaten, sondern auch direkt von der
Kommission an die nationalen Parlamente zugeleitet.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble
(CDU) betonte, sowohl das europäische als auch das weltweite
Migrationsgeschehen habe sich in den letzten Jahren massiv
verändert. Als besonders problematisch bewertete er die
illegale Migration mit all ihren negativen Begleiterscheinungen,
wie beispielsweise der Schleuserkriminalität, dem
Menschenhandel und der Schwarzarbeit. Die Herausforderung
"Migration" in all ihrer Komplexität zu verstehen, erfordere
ausgewogene und differenzierte Lösungen. Eine erfolgreiche
Steuerung von Migrationsprozessen werde nur dann gelingen, wenn die
EU Drittstaaten in die europäische Migrationspolitik
einbinde.
Gleichzeitig, so Schäuble, seien vor 20
bis 30 Jahren hinsichtlich der Integration "wichtige Schritte
versäumt worden". Diese Integrationsdefizite wirkten sich
heute aus. Integration sei "keine Einbahnstraße" und
könne nur als zweiseitiger Prozess funktionieren.
Vom 13. bis zum 15. Mai dieses Jahres findet
die 37. Konferenz der Europaausschüsse in Berlin im Plenarsaal
des Bundestages statt. Bis zu 300 Parlamentarier werden
erwartet.