SITUATION DER SINTI UND ROMA
Konferenz von UNICEF mit der Kinderkommission
Die Lage der größten Minderheit Europas ist mehr als sechzig Jahre nach Kriegsende von Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung geprägt. Nahezu zwei Millionen Roma-Kinder in Osteuropa wachsen "ohne Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder würdigem Wohnraum" auf, konstatiert das UN-Kinderhilfswerk Unicef in einer Studie. Von sieben bis neun Millionen Roma lebt die überwiegende Mehrheit unterhalb der Armutsgrenze. In Deutschland leben schätzungsweise 100.000 bis 200.000 Sinti und Roma. Mehr als zwei Million Roma sind mit dem Beitritt Rumäniens Europäer geworden - 750.000 sind es in Bulgarien. Der Vergleich ihrer Lage in acht Ländern - Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Rumänien und Serbien -, den Unicef nun erstellt hat, macht ein erschreckendes Ausmaß an Armut und Ausgrenzung deutlich.
Auch in den neuen EU-Beitrittsstaaten ist ihre Lage bedenklich: So lebt beispielsweise in Rumänien ein Drittel der Roma in abgeschlossenen, homogenen Siedlungen, meist ohne fließendes Wasser. Auch in Bulgarien stieß Unicef auf "Ghetto-artige Siedlungen". Wer in einer solchen Siedlung lebt, hat meist keinen Zugriff auf staatliche Fürsorge und ist häufig nicht einmal registriert. Der Zugang der Sinti und Roma zu Bildung ist dramatisch gering: In Rumänien geht jedes dritte Kind nicht zur Schule; im Kosovo und Bosnien-Herzegowina nicht einmal jedes fünfte. Neben der mangelnden Registrierung sei Armut eine wesentliche Hürde für den Schulbesuch, so Unicef: Wo im Prinzip Schulpflicht besteht, können sich die Eltern häufig Schulbus oder Bücher nicht leisten oder geben an, ihr Kind habe keine "vorzeigbare Kleidung". Außerdem gibt es eine Tendenz zu Ghetto-Schulen: In Bulgarien werden an mehr als 400 schlecht ausgestatteten Schulen überwiegend oder ausschließlich Roma unterrichtet.
Unicef hat neben der Lage der Kinder in Osteuropa auch die Situation der Sinti und Roma in Deutschland beleuchtet. Die Studie "Roma-Kinder in Europa" wird am 5. März 2007 bei einer Konferenz unter der Schirmherrschaft der Kinderkommission im Deutschen Bundestag vorgestellt.
Unter dem Titel: "Roma-Kinder in Europa - zwischen Integration und Isolation" werden neben Gordon Alexander von Unicef und Professor Wolfgang Benz von der TU-Berlin junge Roma aus Deutschland und Bulgarien sowie Roma-Mediatoren über die Situation dieser Bevölkerungsgruppe berichten. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, die Europarlamentarierin Viktória Mohácsi sowie der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, haben ebenfalls ihr Kommen zugesagt.