Einfach machen. Hartmann." Im Slogan auf der Internetseite von Michael Hartmann, des sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten aus Mainz, schwingt das amerikanische "Just do it!" mit. Die plakative Kurzbotschaft erfand ein kreatives Team für Hartmanns Wahlkampf 2005. Doch der Slogan sollte in der gesamten Legislaturperiode wirken. So entstanden einprägsame "Ableger": Mit "Einfach kommen!" oder "Einfach telefonieren!" ermuntert Michael Hartmann Bürger und Bürgerinnen immer wieder, auf ihn zuzukommen oder seine Veranstaltungen zu besuchen.
Der ledige 43-jährige Politiker liebt den direkten Kontakt mit Menschen. "Ich bin neugierig und kann - glaube ich - gut auf andere zugehen." Hartmann setzt sich intensiv mit seiner Rolle als Bundestagsabgeordneter und mit der öffentlichen Wahrnehmung der Parlamentarier auseinander. Auf Pauschalkritik an Abgeordneten reagiert er mittlerweile allergisch. Wenn Bürger ihn dann ausdrücklich von dieser Kritik ausnehmen wollen, entlarvt er die Doppelmoral. Dann unterstreicht er, dass auch er zu denen in Berlin gehört, denn er habe genauso mit abgestimmt. Hartmann kennt nur ein Rezept, um Menschen "mitzunehmen". Seine Strategie ist es, persönlich präsent und damit so authentisch wie mirklich zu sein.
Hartmann ist trotz seines Ehrgeizes und seiner Liebe zur Politik, die er schon als Schüler entdeckte, kein Typ der Marke "Hoppla, jetzt komme ich". Er ist eher ein fleißiger Macher, der für seine Arbeit auf ein basisnahes Fundament setzt. Wenn er hinter seinem Namen das kleine rheinhessische Bergdorf Wackernheim vermerkt, will er sich nicht nur von einem Namensvetter im Deutschen Bundestag abgrenzen, sondern auch seine Heimatverbundenheit ausdrücken - persönlich wie politisch. In der 2.500-Seelen-Gemeinde sitzt er immer noch im 15-köpfigen Gemeinderat. Dort regt er sich auch mal so auf, dass die professionelle Distanz in Vergessenheit gerät.
Michael Hartmann bezeichnet sich gern als "gelernten Kommunalpolitiker". "Demokratie lernen wir entweder vor Ort oder gar nicht. Und dieser Lernprozess ist nie abgeschlossen", hebt er hervor.
Das Pendeln zwischen Wahlkreis und Berlin beschreibt der gebürtige Pirmasenser, der in Mainz Politik, Soziologie und deutsche Volkskunde studierte, augenzwinkernd als "Zigeunerleben". Hartmann sitzt sowohl im 1. Untersuchungsausschuss als auch im Innenausschuss und hat damit zwei ausgesprochen arbeitsintensive Aufgabengebiete übernommen. Als stellvertretender Vorsitzender des Untersuchungsausschusses arbeitet Hartmann mehr im Hintergrund und steht nicht wie die Obleute der Fraktionen ständig im Rampenlicht vor laufenden Kameras. In seiner Rolle als stellvertretender innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion muss er inhaltlich auf allen Themenfeldern reagieren können. "Dabei geht es genauso um Fragen zur inneren Sicherheit wie um den Katastrophenschutz oder den Kampf gegen den internationalen Terrorismus."
Hartmann übernimmt als stellvertretender innenpolitischer Sprecher quasi eine geschäftsführende Organisationsarbeit und stellt für die Innenpolitiker der Fraktion sozusagen die Sitzungswoche zusammen. Innenpolitische Kompetenz erwarb er sich von 1999 bis 2002 als Pressesprecher des Innenministers von Rheinland-Pfalz. Anschließend zog er in den Deutschen Bundestag ein. Hartmann arbeitete bereits im so genannten Visa-Untersuchungsausschuss mit. Hartmann weiß genau um die Tücken und Beschwernisse der Arbeit in solch einem parlamentarischen Gremium, das oft Schauplatz für den politischen Kampf ist.
"Mir ist vor allem daran gelegen, dass das politische Handwerk anständig umgesetzt wird. In dem Wunsch, die schnelle, große Schlagzeile zu produzieren, wird oft die Seriosität außer Acht gelassen." Er will anders arbeiten. "Einfach machen". Das bedeutet für Michael Hartmann vor allem, fachlich zu gut sein und - im Rahmen seiner Möglichkeiten - politisch mutig. "Dieses Ziel kann man auch mit nicht ganz so lauter Stimme erreichen. Daran glaube ich."