Nordirland
Wahlerfolg für Unionisten-Partei Ian Paisleys
Selten wurde der Gang zu den Wahlurnen in Nordirland so aufmerksam verfolgt wie in der vergangenen Woche. Unter Beobachtung der internationalen Weltöffentlichkeit wählten mehr als eine Million Nordiren am 7. März eine gemeinsame Regionalregierung. Ihre Vorgängerin war im Streit um die Aktivitäten der IRA im Herbst 2002 auseinander gebrochen. Seither wurde Nordirland wieder direkt von London aus verwaltet.
Die republikanisch-irische Partei Sinn Fein und die probritische DUP (Democratic Unionist Party) gingen dabei als stärkste Fraktionen hervor. Die DUP erreichte dabei knapp die Mehrheit und damit den Hauptanteil der 108 Abgeordnetensitze und stellt damit den Posten des Regierungschefs. Den wird voraussichtlich der 80-jährige Parteivorsitzende, der radikal-protestantische Pfarrer Ian Paisley, selbst einnehmen. Als sein Stellvertreter soll der Vizechef der Sinn Fein, Martin McGuinness, benannt werden.
Zuvor hatte Ian Paisley jahrzehntelang vehement jegliche Kooperation und den Dialog mit Sinn Fein abgelehnt, die für den 80-jährigen Pfarrer immer als Vertretung einer Terrorgruppe, und nie als legitim gewählte Partei galt. Paisleys radikale Verfechtung der Zugehörigkeit der sechs Provinzen Nordirlands zum Vereinten Königreich brachte ihm bei Anhängern und Feinden gleichermaßen den Titel "Dr. No" ein. Das Einlenken des charismatischen Vorsitzenden der DUP wurde daher als überraschender Schritt nach einem langen und zähen Ringen gesehen, denn es lag allein an Paisley, diese politische Kooperation nicht zu boykottieren.
Mit einer gemeinsamen Regierung von Protestanten und Katholiken soll das Friedensabkommen, das so genannte Karfreitagsabkommen, umgesetzt werden, das 1998 den gewaltvollen Konflikt in Nordirland offiziell beendete. Möglich wurde diese Wahl vor allem durch große Zugeständnisse der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein, dem politischen Flügel der IRA, die 2006 vollständig entwaffnete und der Gewalt abschwor. Im Januar 2007 erkannte Sinn Fein das jahrzehntelang umstrittene mehrheitlich protestantisch dominierte Justizsystem an. Bis zum 26. März müssen sich nun die beiden größten Parteien auf eine gemeinsame Regierung einigen, andernfalls wollen London und Dublin das Regionalparlament auflösen und wieder eine eigene Regierung einsetzen.