Geschichte der G8
Vom Kamingespräch zum Großereignis
Die Gruppe der Acht ist wie eine Familie: Sie ist sich nicht immer einig, manches Mitglied geht hin und wieder eigene Wege und doch rauft sich die Sippe immer wieder zusammen. Seit nunmehr 32 Jahren läuft das in der G8 so, sogar vergrößert hat sie sich in dieser Zeit: Zu den sechs Gründungsmitgliedern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und die USA gesellten sich 1977 und 1998 Kanada und Russland. Ebenfalls seit 1977 ist die Europäische Kommission im Gremium vertreten.
Geboren wurde die G8 (damals G6) 1975 in Rambouillet bei Paris, bei einem "Kamingespräch" zwischen Frankreichs Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing und Bundeskanzler Helmut Schmidt. Beide hatten erkannt, wie wichtig es in Zeiten zunehmender wirtschaftlicher Verflechtungen war, sich in politischen und wirtschaftlichen Fragen miteinander zu vernetzen.
Die Kamingespräche sind inzwischen vielen kleineren, informellen Treffen und insbesondere einer jährlichen Großveranstaltung gewichen, bei der sich die Staats- und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsnationen der Welt versammeln - begleitet von Tausenden Demonstranten, die ihrer Globalisierungskritik mitunter recht deutlich Ausdruck verschaffen. Stichwort: Genua 2001. Ein Wunder ist das kaum, werden auf diesen "Weltwirtschaftsgipfeln" doch die großen Fragen unserer Zeit erörtert: Massenvernichtungswaffen, internationaler Terrorismus, Gesundheit, Bildung, Klima, Krieg und, immer wieder, Hunger und Armut.
Wiederholt haben die G8 dabei wichtige Initiativen angestoßen: So wurden einigen Entwicklungsländern 1999 in Köln oder 2005 in Gleneagles ihre Schulden erlassen, 2000 stellten sie in Ottawa zudem eine Milliardensumme für die Bekämpfung von Krankheiten zur Verfügung. 2001 gründeten die Acht in Genua eine "Task Force für Bildungsfragen", um mehr Kindern in Zukunft eine Schulausbildung zu ermöglichen.
Die Bedeutung der Institution ist groß, aber nicht unbestritten, eine offizielle Organisation ist sie jedoch nicht: Das informelle Forum entscheidet ohne feste Struktur, gemanagt wird es durch den jährlich wechselnden Vorsitz. In diesem Jahr durch Deutschland, dass erstmals seit 1999 den Achter wieder steuern darf.