Haben Sie in den letzten Tagen Aufgeregtheit über fackel-lodernde Probleme mit China erlebt? Oder über Warnungen der Dimension wirtschaftlicher Hurricans aus den USA mit möglichen verheerenden Prognosen für Europa und den Rest der Welt? Oder über die grandiose Fehleinschätzung der Folgen nachwachsender Energien (Biosprit!) für die erneut massiv von Hungersnöten bedrohten Menschen der Dritten Welt? Oder über wahrscheinliche Einschränkungen des öffentlichen Nahverkehrs durch die Bahnprivatisierung?
Also - äh, eher nein? Aha. Dann ist es der Kanzlerin offenbar mal wieder gelungen, Brisanz und destruktive Aufbauschung aus dem politischen Geschäft herauszunehmen. Mit nichts. Beziehungsweise mit nur einem ganz klein wenig Nichts. Dieses Etwas mehr Einsicht, der Verzicht auf ein paar lächerliche Quadratzentimeter Stoff auf einer Operngala in Oslo scheint die Hälfte aller Deutschen tausendmal mehr zu beschäftigen, als der Schal des Dalai Lama.
Und es waren eben nicht irgendwelche unscharfen Paparazzi-Badefotos unserer "Angie", geschweige denn frühere Naturansichten, wie von Präsidentengattinnen befreundeter Nationen. Nein, die Erste Deutsche (Kanzlerin) im Land hat mit bemerkenswerter Natürlichkeit international gezeigt, das Regierende attraktiv sein können, dass ‚man' keineswegs immer die hochgeschlossene Korsage einer eisernen Lady tragen muss, um respektiert und bewundert zu werden. Dass sie Signale geben kann für "Frau und Beruf". Und dass sie von den Sarkozys offenbar gelernt hat, wie wichtig es ist, gesellschaftlich und politisch eine attraktive Präsenz zu zeigen. Und sie hat uns allen ein Zeichen für das eigene Selbstverständnis gegeben. Alice Schwarzer, müsste zufrieden sein, gibt das doch einen guten Anlass, andere Emanzipationsdefizite hierzulande aufzugreifen.