DIASPORA
Hilfe aus dem Ausland ist mehr als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
Israel ist in den USA sehr präsent: In den USA leben nach Schätzungen rund 6 Millionen Juden - ein Großteil von ihnen in den bevölkerungsreichen Staaten, den swing states, die auch jetzt bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen große Bedeutung haben. Gerade in New York spielen die Juden eine besondere Rolle: Viele Juden arbeiten und leben in der Metropole - man schätzt ihre Zahl auf rund 300.000. Die meisten von ihnen haben einen guten Bildungshintergrund und, verglichen mit dem amerikanischen Durchschnitt, relativ hohe Einkommen. Israelis arbeiten in der Wirtschaft, in der Justiz, in der Hochtechnologie, in der Wissenschaft und in der Kunstszene, aber auch im Dienstleistungsbereich. Das Umzugsunternehmen "Moishe's" hat einen guten Ruf und wer in New York ein Taxi braucht, ruft mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bei den Unternehmen "Carmel", "Jerusalem" oder "Tel Aviv" an.
Viele israelische Immigranten neigen dazu, sich in sozial ähnlichen Zirkeln zu bewegen. Israelis, die in ihrer Kindheit und Jugend einwandern, integrieren sich meist schnell in das Leben in den USA. Die Kinder der Immigranten lernen oft Hebräisch und fühlen sich Israel stark verbunden - auch wenn sie sich eher als Amerikaner oder wenigstens als israelische Amerikaner sehen.
Die wichtigsten Zeitungen New Yorks, von der "New York Times" bis zur "Post", berichten über Israel ebenso häufig wie die internationale Presse, wobei die Berichterstattung im Gegensatz zu anderen Länder als eher Israel-freundlich gilt.
Israel zählt zudem zu den größten Empfängern US-amerikanischer Militär- und Wirtschaftshilfe. Seit Mitte der 1980er-Jahre beträgt sie circa 2,5 bis 3 Milliarden Dollar. Hohe finanzielle Unterstützung kommt aber auch von den großen jüdischen Gemeinden. Schätzungen zufolge tragen diese jüdischen Gemeinden in den USA jährlich rund 1 Milliarde Dollar an Spendengeldern für Israel zusammen. Neben einem großen Freihandelsabkommen bestehen zwischen Israel und den USA auch zahlreiche Joint-Ventures in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Forschung.
Auch politisch gibt es mächtige proisraelische Interessensvertretungen. Als größte Lobbyvertretung gilt die in den 1950er-Jahren gegründete American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) mit 150 Mitarbeitern und einem gescchätzten Jahresetat von 15 Millionen Dollar. Inwieweit pro-israelische Lobbygruppen Einfluss auf die Gestaltung der amerikanischen Nahostpolitik haben, ist umstritten.
Umfragen zeigen, dass die Stimmung gegenüber Israel in den USA positiver ist als in anderen Teilen der Welt. Das wird sich auch im Straßenbild sichtbar: So gibt es an der Kreuzung von 52nd Street und Lexington Avenue ein zusätzliches Straßenschild, auf dem "Israel Bonds Way" zu lesen ist. Ein paar Straßenzüge nördlich hat das viel besuchte Kaufhaus "Bloomingdales" die Fahne Israels über seine Eingangstür gehängt.
Etwas westlich auf der 5th Avenue wird im Mai die diesjährige Parade zum Nationalfeiertag Israels größer als je zuvor gefeiert werden. Sie zieht jedes Jahr etwa 800.000 Zuschauer an - immer auch ein Zeichen für gute Beziehungen.
Die Autorin ist Director of special
projects beim American Jewish
Committee
in New York.