Im März 1938 lebten Robert Mildwurm und seine Eltern in Wien - als Freiwild den Schikanen der "kleinen Nazis" in der Nachbarschaft ausgesetzt. Dazu gehörte auch, dass er und seine Mutter zu "Reinigungsarbeiten" gezwungen wurden: Sie mussten auf den Knien die Straße mit Bürsten "schrubben". Das dabei entstandene Foto veröffentlichte 50 Jahre später der Picus Verlag auf dem Umschlag der ersten Auflage der Dokumentenedition "Und keiner war dabei". Im fernen Amerika erkannte Mildwurm seine Mutter und sich selbst auf dem Foto wieder. Ihm war die Flucht vor den Nazis in die Schweiz gelungen. Allerdings wurde er zurück ins Deutsche Reich abgeschoben. Nach der Internierung in Dachau rettete er sich über Großbritannien in die USA. Seine Mutter erreichte ihn über Schanghai.
War Österreich das "erste Opfer Hitlers"? Wie entwickelte sich der alltägliche Antisemitismus nach dem "Anschluss" der Alpenrepublik? Wer organisierte die "Entjudung der ostmärkischen Wirtschaft" und die Vertreibung der Juden? Das Buch widerlegt die verharmlosende Darstellung von Politik und Gesellschaft Österreichs während der Nazi-Zeit und lässt Opfer und Täter zu Wort kommen.
Und keiner war dabei. Dokumente des alltäglichen Antisemi-tismus in Wien1938.
Picus Verlag, Wien 2008; 332 S., 22,90 ¤