Eine Schleife wird durchschnitten,
die vor einem Monitor hängt, auf dem die Homepage zu sehen
ist. © DBT
Für den Deutschen Bundestag bedeutete das Aufkommen des
Internet eine Revolution in punkto Außendarstellung des
Parlaments. Konnten die Bürger sich früher zumeist nur
mittels Dritter über die Arbeit der Volksvertretung
informieren, ermöglicht das Internet einen direkten Zugriff
auf alle Informationen aus dem Parlament. Im Januar 2006 ist das
Internet-Angebot des Deutschen Bundestages 10 Jahre alt
geworden.
1996 setzte der Deutsche Bundestag ein eigenes Zeichen für
seinen Weg in die Informationsgesellschaft. Am Tag der
Konstituierung der erstmals eingerichteten Enquête-Kommission
"Neue Medien - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft"
stellte die damalige Parlamentspräsidentin Süssmuth den
ersten Internet-Auftritt vor. Unter www.bundestag.de ging der
Deutsche Bundestag online. Damit wurde das vorher existierende
Bildschirmtext-Programm abgelöst.
Ziele und Aufgaben
Mit der Einführung der Internet-Technologie im Parlament fand
ein grundlegender Perspektivenwechsel statt. Nicht mehr allein die
hausinternen Zielgruppen waren als Nutzergruppe im Focus, sondern
die breite Öffentlichkeit sollte sich im Internet über
das politisch-parlamentarische Geschehen informieren können.
Folgende Ziele standen zu Beginn im Vordergrund:
- Aufbau einer direkten Kontaktmöglichkeit für die
Bürger zum Parlament
- Darstellung der Parlamentsinformationen als lebendiges,
multimediales Angebot von vernetzten Informationen und Bildern
- Verstärkung der Transparenz der Arbeit des
Parlaments.
Die erste Homepage im Jahre 1996 war auf die damalige technische
Ausstattung der Nutzer ausgerichtet. Die Möglichkeiten der
multimedialen Verknüpfungen waren - im Vergleich zu heute -
noch gering.
Die Homepage des Deutschen Bundestages teilte sich in einen
"interaktiven Teil" auf der linken Seite und in den
Informationsbereich auf der rechten Seite.
Homepage von 1996 bis
2000
© DBT
Die rasante technische Entwicklung im IT-Bereich führte dazu,
dass der Internet-Auftritt des Deutschen Bundestages im Jahr 2000
einem ersten Redesign unterzogen wurde.
Auch eine inhaltliche Umstrukturierung der Programmsegmente
entsprechend ihrer Nutzungsfrequenz wurde damals
durchgeführt.
Die neue Homepage unterschied sich vor allem durch folgende
Merkmale: mehr Platz für Informationen; weniger Grafikelemente
- schnellerer Seitenaufbau; farbige Hintergrundgestaltung;
Darstellung für Sehbehinderte.
Neben diesen Anforderungen sollte gleichzeitig die Arbeit der
Internet-Redaktion gestärkt und vereinfacht werden. Um das
immer größer werdende Volumen an Informationen auch mit
dem vorhandenen Mitarbeiterstab bewältigen zu können,
wurde ein Content-Management-System eingeführt. Über
dieses bis heute benutzte, aber der fortschreitenden
technologischen Entwicklung angepasste System können alle
Ausschüsse, alle Abgeordneten und viele Bereiche der
Verwaltung ihre Daten selbst einstellen und pflegen.
Homepage von 2000 bis
2004
© DBT
Bei der täglichen Nutzung zeigte sich jedoch, dass die Seite
zu statisch angelegt war. So war nicht erkennbar, ob im Programm
etwas aktualisiert wurde oder ob neue Teile eingestellt worden
waren. Um dieses Defizit zu beheben, erhielt die Seite im Jahr 2004
ein neues Layout und wurde grundlegend umgestaltet. Dies brachte
folgende Vorteile mit sich:
- Ein neues Erscheinungsbild mit der Möglichkeit,
tagesaktuelle Informationen sofort sichtbar zu machen und den
Zugang zum Programm zu erleichtern
- Barrierefreiheit nach der BITV - Barrierefreie
Informationstechnik-Verordnung, die regelt, dass alle
Informationsangebote von Bundesbehörden bis 2005 auf
Barrierefreiheit umgestellt sein müssen
- Moderne Technologie, die weitgehende Browserkompatibilität
sicherstellt
- Vereinfachung der Datenpflege
Homepage von 2004 bis
heute
© DBT
Größere Akzeptanz
Nach erfolgreicher Umsetzung der Neugestaltung der Homepage und der
inhaltlichen Angebote unter www.bundestag.de ist festzustellen,
dass dieser Relaunch bei den Nutzern auf große Akzeptanz
gestoßen ist, was sich auch in den Nutzerzahlen
niederschlägt.
Griffen 2004 noch ca. 6,5 Millionen Nutzer zu, so nutzten 2005 ca.
9,7 Millionen Besucher das Internetangebot des Deutschen
Bundestages.
Zahlenmäßige Entwicklung:
- 1997: 780.000 Nutzer;
- 2000: 2,55 Mio. Nutzer;
- 2001: 3,85 Mio. Nutzer;
- 2002: 5,23 Mio. Nutzer;
- 2003: 5,90 Mio. Nutzer;
- 2005: 9,70 Mio. Nutzer.
Im November 2005 wurden - wie auch schon im Wahlmonat September
2005 - über eine Millionen Nutzer pro Monat erreicht.
Aus der Auswertung der Statistik ergibt sich, dass der mit Abstand
meist genutzte Programmteil der Bereich "Abgeordnete" ist, in dem
Bilder, Biografien, die veröffentlichungspflichtigen Angaben
der Volksvertreter und die Wahlkreisergebnisse abgerufen werden
können. Ihm folgt der Bereich "Informations-Center" mit den
umfangreichen "Datenbanken", deren mächtigste die DIP (Das
Informationssystem für Parlamentarische Vorgänge) ist. In
diesem Informationssystem wird die öffentlich zugängliche
Arbeit von Bundestag und Bundesrat dokumentiert wie sie sich in
Drucksachen und Plenarprotokollen darstellt. Diese können
online recherchiert und abgerufen werden.
Von der Tagesordnung über die Plenarprotokolle bis zur
Live-Übertragung via Parlamentsfernsehen aller Plenarsitzungen
(ca. 520 Stunden im Jahr) als WEB-TV kann die parlamentarische
Arbeit direkt von den Bürgerinnen und Bürgern mit
verfolgt werden. Zusätzlich werden auch öffentliche
Ausschusssitzungen und öffentliche Anhörungen im
Parlamentsfernsehen übertragen und im Internet live
bereitgestellt.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, Redebeiträge aus
Plenarsitzungen als Video-on-demand im Internet abzurufen.
Ausschüsse als Herzstück der Parlamentsarbeit
Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung der Ausschüsse
für den politisch-parlamentarischen Meinungsbildungsprozess.
Durch die Bereitschaft zahlreicher Ausschüsse, ihre
Arbeitsergebnisse, Beratungen und Diskussionen im Internet für
die interessierten Menschen anzubieten und in öffentlicher
Sitzung oder mittels öffentlichen Anhörungen die
politisch-parlamentarische Arbeit der Abgeordneten nachvollziehbar
zu machen, leisten sie einen wesentlichen Beitrag zum
Transparenzgebot der parlamentarischen Demokratie.
Online-Konferenzen mit Mitgliedern der Ausschüsse
ermöglichen zudem einen direkten Kontakt zu den
Bürgern.
Archivierung
Das Internet-Angebot des Deutschen Bundestages ist in den
zurückliegenden zehn Jahren ein substanzieller Teil der
Außendarstellung des Parlaments geworden. Es ist seiner Natur
nach ein flüchtiges Medium, das permanenten Veränderungen
unterworfen ist. Was heute aktuell unter www.bundestag.de berichtet
wird, kann wenig später jedoch wieder von Interesse sein. Seit
Januar 2005 wird das Internetangebot des Deutschen Bundestages
daher archiviert.