Am 23. März 2006 jährt sich zum 40. Mal der Todestag von Marie-Elisabeth Lüders, die in den frühen Jahren der Bundesrepublik Abgeordnete und Alterspräsidentin des Deutschen Bundestages war. Heute ist ein Neubau des Parlaments an der Spree nach ihr benannt, in dem die Bibliothek und die Wissenschaftlichen Dienste untergebracht sind.
Die streitbare Politikerin wurde 1878 in Berlin geboren und beschäftigte sich schon in jungen Jahren mit Politik. Früh gelangte sie durch ihre Ausbildung in Frauenschulen zu der Auffassung, dass Frauen gleichen Zugang zu Bildung und Ausbildung erhalten müssten. Daran geknüpft war für Marie-Elisabeth Lüders auch die politische Gleichberechtigung. Bis zu ihrem Ausscheiden aus der aktiven Politik im Jahre 1961 blieben diese politischen Forderungen ihre obersten Ziele.
1912 promovierte Lüders als eine der ersten Frauen in Preußen in Staatswissenschaften. Im September 1919 zog sie für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) in die Nationalversammlung ein und gehörte mit zeitlichen Unterbrechungen dem Reichstag bis 1930 an. In der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erhielt sie Rede- und Schreibverbot. 1937 wurde sie für einige Monate von der geheimen Staatspolizei verhaftet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Lüders beim politischen Wiederaufbau. Mit der politischen Spaltung Berlins im Herbst 1948 verließ sie den Ostsektor der Stadt, denn sie lehnte die politische Richtung der SED strikt ab. Von 1948 bis 1950 war Marie-Elisabeth Lüders als Mitglied der FDP Senatorin für Sozialwesen im neu gebildeten Senat von Berlin unter Führung des Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter, SPD.
Von 1953 bis 1961 gehörte die Politikerin dem Deutschen Bundestag an, den sie zweimal – 1953 und 1958 – als Alterspräsidentin eröffnete. 1958 erhielt sie für ihr politisches Engagement zu ihrem 80.Geburtstag die Ehrenbürgerschaft ihrer Heimatstadt Berlin. Hier starb sie 1966.