Gemeinsame öffentliche Anhörung des Menschenrechtsausschusses und des Sportausschusses
Führen die Olympischen Spiele in Peking zu einer
Öffnung Chinas und zu einer Verbesserung der Menschenrechte im
Land? In dieser Frage waren die acht Experten während der
gemeinsamen Anhörung des Sportausschusses und des Ausschusses
für Menschenrechte und humanitäre Hilfe am Donnerstag,
dem 24. Januar 2008, geteilter Meinung. Die Vertreter des Sports
zeigten sich überzeugt, dass allein die Anwesenheit der
internationalen Sportler und Touristen die chinesische
Bevölkerung positiv beeinflussen werden.
Politikwissenschaftler und Menschenrechtler waren indes skeptisch,
ob die Veranstaltungen alleine einen grundlegenden Wandel
herbeiführen werden.
Die Aufzeichnung der Anhörung steht als Video-on-Demand bereit (siehe
rechts).
"Nach meiner Erfahrung öffnet sich kein Land mehr als durch
die Olympischen Spiele", sagte Christian Breuer,
Vorsitzender des Beirats der Aktiven beim Deutschen Olympischen
Sportbund. Sport sei in den Augen der Sportler "ein gelebtes
Menschenrecht". Der einzige Konflikt trete während des
Wettkampfes auf, weder davor noch danach.
"Ich glaube, dass die Olympischen Spiele von sich heraus
wirkungslos sind", meinte dagegen Professor Hans-Jörg
Albrecht vom Max-Planck-Institut für
ausländisches Recht und internationales Strafrecht. Allerdings
hielten sich Staaten immer dann an internationale Regeln, wenn sie
damit ihre eigenen Zwecke verfolgen könnten. Hier sehe er eine
Chance für eine Verbesserung der Menschenrechte. "Da China
sich auch wirtschaftlich fortbewegen will, hält es sich
zunehmend an die Regeln für den Erfolg", so
Albrecht.
"Die ganzen Erwartungen, die der Westen an China stellt, kann das Land gar nicht erfüllen", sagte Gudrun Wacker von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Mittlerweile würde von China selbst bei Konflikten in Afrika erwartet, dass es diese löse, und diese Aktivitäten würden dann mit den Olympischen Spielen in Verbindung gebracht. "Wir nehmen China nur noch als kommende Weltmacht wahr und vernachlässigen, dass es immer noch ein Entwicklungsland mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen ist." Es gebe Fortschritte etwa beim Arbeitsschutz und beim Schutz von Migranten. Auch könnten die Bürger wie in kaum einem anderen sozialistischen Land frei ins Ausland reisen. Ein wirklicher Rechtsschutz aber könne erst in Kraft treten, wenn die Kommunistische Partei ihr Monopol aufgebe, betonte Wacker. Einen Boykott der Spiele lehnte sie, wie alle anderen Experten auch, ab.