Bundestagspräsident Lammert erinnert an Mauerbau vor 47 Jahren
Als "ein Symbol entsetzlicher politischer Verirrung und damit verbunden vieler menschlicher Tragödien" hat Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert am Mittwoch die Berliner Mauer bezeichnet. Beides dürfe nicht vergessen werden, betonte Lammert in seiner Rede bei der traditionellen Gedenkandacht in der Gedenkstätte Berliner Mauer anlässlich des 47. Jahrestages des Mauerbaus. Am 13. August 1961 hatte die DDR-Regierung mit der Abriegelung Ost-Berlins begonnen. Bis 1989 forderte die Berliner Mauer nach jüngsten Untersuchungen 136 Todesopfer.
Der Bundestagspräsident verwies in seiner Ansprache darauf, dass die deutsche Geschichte und die Berliner Mauer im Besonderen ein unverändert aktuelles Beispiel dafür seien, "dass die Abschottung der eigenen Bevölkerung gegen unerwünschte Informationen, Kontakte oder Veränderungen immer eine politische Bankrotterklärung ist und dem Bedürfnis der Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung auf Dauer nicht widerstehen kann". In den steigenden Zahlen jugendlicher Besucher der Mauergedenkstätte sieht Lammert ein wachsendes Interesse an der Geschichte des eigenen Landes: "Wir sollten alles tun, dieses Informationsbedürfnis - insbesondere in der Schule - zu fördern", so der Präsident.
Im Anschluss an die Gedenkandacht besuchte der Bundestagspräsident die Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen, zu DDR-Zeiten Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.
Nachdem am 13. August 1961 die Mauer mitten durch Berlin errichtet wurde, symbolisierte auch das Reichstagsgebäude fast 30 Jahre lang die Teilung Deutschlands. Der wilhelminische Parlamentsbau stand nur acht Meter von der Mauer entfernt. An die "Sektorengrenze" erinnern Markierungen im Boden.
Das Gelände, auf dem heute das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus steht, wurde von einem Streckmetallzaun direkt am Spreeufer und dahinter von einem umgepflügten Kontrollstreifen begrenzt -die Mauer verlief praktisch direkt durch das heutige Parlamentsviertel. Noch immer steht ein Teil der so genannten Hinterlandmauer innerhalb des Lüders-Hauses. Sie ist heute ein Mauermahnmal, das öffentlich zugänglich ist.
Fotos aus den 1980er-Jahren dokumentieren, wie sehr sich das Parlamentsviertel in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat: Wo der Friedrich-Ebert-Platz zuvor von der weiß getünchten Mauer geradezu zerschnitten wurde, sich vor dem Reichstagspräsidentenpalais eine geteerte Fläche mit Peitschenmastlampen erstreckte und sich früher Wachtürme erhoben - ein Niemandsland -, genießen Touristen heute den Blick auf die Spree und die neuen Parlamentsgebäude.