Abgeordnete sehen den Amateurfußball beeinträchtigt
Vertreter aller Fraktionen haben in der öffentlichen Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch, 4. März 2009, deutliche Kritik an den von der Deutschen Fußballliga (DFL) in der kommenden Saison geplanten Anstoßzeiten in der ersten und zweiten Bundesliga geübt. Insbesondere das am Sonntag um 15.30 Uhr angesetzte und vom DFL-Fernsehpartner Premiere live übertragene Spiel der ersten Bundesliga sei „amteurfußballfeindlich“, da es zeitgleich mit den Spielen in den unteren Ligen stattfinde, hieß es.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert
verteidigte den neuen Fernsehvertrag und die damit verbundenen
neuen Anstoßzeiten. Er erinnerte daran, dass die
ursprünglichen Pläne der DFL, die Interessenvertreterin
der Proficlubs der ersten und der zweiten Liga ist, eine
Zentralvermarktung durch die Sportrechteagentur Sirius vorgesehen
hätten. Diese habe der Liga jährliche Einnahmen von 500
Millionen Euro zugesichert.
Ein Sonntagspiel um 15.30 Uhr sei zudem nicht vorgesehen gewesen. Der Vertrag habe jedoch aufgelöst werden müssen, weil das Kartellamt interveniert hatte. Der jetzige Rechteinhaber Premiere zahle etwa 410 Millionen Euro pro Saison, habe aber im Gegenzug auf fünf verschiedenen Anstoßzeiten bestanden.
Seifert forderte, „die Emotionen herunterzuschrauben“.
Es gehe um etwa 20 Spiele am Sonntag um 15.30 Uhr. „Diese
1.800 Minuten können den Amateurfußball nicht
zerstören“, so der DFL-Geschäftsführer. Der
Fernsehvertrag bringe zudem auch den Amateurvereinen mehr Geld, da
die DFL drei Prozent der Fernsehgelder an den Deutschen
Fußballbund (DFB) weiterleite.
Reiner Grundmann, Vorsitzender des SC Schaffrath, sah als Vertreter der Amateurvereine deren Existenz gefährdet und befürchtete ein „Massensterben der kleinen Vereine“. Um 36 Profivereinen Vorteile zu verschaffen, benachteilige man 26.000 Amateurvereine, so Grundmann.
Schon die Verschiebung des Sonntagsspiels von ursprünglich
17.30 Uhr auf 17 Uhr habe zu Einbußen geführt. Eine
weitere Verschiebung würde das Vereinsleben gefährden,
sagte Grundmann. Vertreter von ARD und ZDF bezeichneten die neuen
Anstoßzeiten als „weder gewünscht noch
gewollt“. Man sei jedoch kein Vertragspartner in Sachen
Live-Spiel.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) habe laut Satzung „kein Mittel“ gegen das Sonntagsspiel, sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Es gebe zwar einen Grundlagenvertrag mit der DFL, der jedoch lediglich wirtschaftliche Dinge wie etwa die finanziellen Abgaben an das Amateurlager regle. Diese, so Niesbach, seien „keine Selbstverständlichkeit“. Den neuen Fernsehvertrag bezeichnete er als „Kompromiss zwischen der Spitze und der Breite“. Schließlich gebe es nun statt sieben nur noch fünf Sonntagspiele.
Die Unionsfraktion forderte von der DFL, mehr Rücksicht auf
Amateurvereine zu nehmen. Mit dem neuen Fernsehvertrag sorge man
für einen „Flächenbrand“ und kündige die
Solidarität im deutschen Fußball auf.
Aus Sicht der SPD-Fraktion fehlt der DFL der emotionale Zugang zum Sport. Dessen Basis bilde immer noch der Breitensport. Die FDP forderte, das Konzept nochmals zu überdenken. Mehr Geld für die Bundesliga allein sei nicht „glücklich machend“.
Bündnis 90/Die Grünen wiederum fürchteten einen
„medialen Overkill“ angesichts der ausgedehnten
Übertragungen. Die Linksfraktion schließlich warf DFL
und DFB vor, sich von der Basis entfernt zu haben. Es müsse
dringend das Gespräch mit den Amateurvereinen gesucht
werden.