Berlin: (hib/MAR) "Wir können Ihren Schmerz kaum ermessen, doch wir trauern mit Ihnen." Mit diesen Worten wandte sich Bundespräsident Horst Köhler an die Angehörigen der Opfer der Flutkatastrophe an den Küsten des Indischen Ozeans. Verwandten und Freunden von Vermissten versicherte er: "Was getan werden kann, um Gewissheit zu bekommen, das wird getan." Zu der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag am Donnerstagnachmittag waren über 900 Personen eingeladen, darunter Angehörige von Opfern, Abordnungen von etwa 30 nationalen und internationalen staatlichen und privaten Hilfsorganisationen, die Repräsentanten der Verfassungsorgane des Bundes und der Kirchen, die Mitglieder der Bundesregierung, die Regierungschefs der Länder, das Diplomatische Korps sowie die Abgeordneten des Deutschen Bundestages.
Köhler dankte den Helfern in den Katastrophengebieten für ihre "unglaubliche" Leistung und würdigte die Arbeit der Angehörigen des Auswärtigen Amtes, ob vor Ort oder im zentralen Krisenstab. Ganz besonders hab er auch die große Spendenbereitschaft hervor: "Wenn es darauf ankommt, helfen die Deutschen." Die Hilfszusage der Bundesregierung in Höhe von 500 Millionen Euro für die betroffenen Regionen nannte der Bundespräsident angesichts des Ausmaßes der Katastrophe einen "angemessenen Betrag für unser Land, das - trotz aller Schwierigkeiten - stark und Leistungsfähig ist." Mit den umfangreichen Hilfsgeldern sei aber auch große Verantwortung verbunden, mahnte Köhler. So müsse es gelingen, dass die zerstörten Küstenregionen nachhaltig wieder aufgebaut werden, dass bedürftige Familien Unterstützung bekommen, dass Kinder nicht in die Hände von Menschenhändlern geraten, dass ein Tsunami-Frühwarnsystem aufgebaut wird und dass nicht niemand auf Kosten der Notleidenden bereichert. Die Konfliktparteien der Bürgerkriege in Sri Lanka und der indonesischen Provinz Aceh rief er dazu auf, den "spontanen menschlichen Impuls" der gegenseitigen Hilfe aufzugreifen und Frieden zu schaffen. Nur so könne der Wiederaufbau ein Erfolg werden.
"Unsere Erde ist kein Garten Eden", rief der Bundespräsident in Erinnerung. Die Kräfte der Natur durchkreuzten die Pläne und Erwartungen der Menschen. "Das sollte uns Demut lehren - und ein neues Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur", forderte er. Mit der Flutkatastrophe in Südostasien hätten wir aber auch begriffen, dass wir in "einer Welt" leben. Das tätige Zusammenstehen der Menschen aus allen Nationen gebe Hoffnung und mache Mut. In diesem Zusammenhang sah Köhler die Zeit gekommen, neu über die Zusammenarbeit der Staatengemeinschaft nachzudenken, und fragte: "Wann - wenn nicht jetzt - werden wir die Kraft finden, unser Handeln auch als Weltinnenpolitik zu verstehen?"
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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