Berlin: (hib/VOM) Die Bundesregierung soll
auf die geplante Zulassung steuerbegünstigter
Immobilien-Aktiengesellschaften mit börsennotierten Anteilen,
so genannter Reits (Real Estate Investment Trusts), in Deutschland
verzichten, fordert die Linksfraktion in einem Antrag (
16/4046). Der Antrag wird heute zusammen mit
dem von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zur Schaffung
deutscher Reits (
16/4026,
16/4036) in erster Lesung im Bundestag beraten.
Die Abgeordneten begründen ihren Vorstoß damit, dass
neue Steuervergünstigungen und Gewinnverlagerungen in das
Ausland verhindert werden müssten. Die Einführung von
Reits sei mit erheblichen Nachteilen für den Mietwohnungsmarkt
und für die Kommunen verbunden. Der Finanzplatz Deutschland
werde durch deutsche Reits nicht gestärkt, sondern
geschwächt, heißt es weiter. Der Regierungsentwurf sehe
mehrere Auflagen und Einschränkungen für die Reits vor,
etwa im Hinblick auf den Höchstanteil an Wohnungen, die
Begrenzung der Fremdfinanzierung und des Immobilienhandels, den
Mindestimmobilienanteil von 75 Prozent am
Gesellschaftsvermögen und am Bruttoertrag, die Mindeststreuung
der Gesellschaftsanteile, den Höchstanteil von zehn Prozent am
Gesellschaftskapital sowie die Zulassung entgeltlicher
Nebentätigkeiten nur in Reits-Dienstleistungsgesellschaften
mit einem maximalen Anteil von 20 Prozent am
Gesellschaftsvermögen. Im Ausland fänden Reits dagegen
bessere Konditionen, stellt die Fraktion fest. Auch das Argument,
durch die Einführung deutscher Reits würde ein "Damm
gegen die aggressive Anlagepolitik der Private-Equity-Firmen"
aufgebaut, sei sachfremd. Die Grenzen zwischen Kreditinstituten,
Hedgefonds, Private-Equity-Gesellschaften und Reits würden
immer fließender, betonen die Abgeordneten. Mit der Befreiung
der Reits von der Körperschaft- und Gewerbesteuer schaffe die
Bundesregierung eine neue Steuersubvention, heißt es weiter.
Die Regierung wird aufgefordert, gegen die "zunehmende Unterwerfung
der Wirtschaft und der öffentlichen Hand" und den Renditedruck
internationaler Finanzinvestoren vorzugehen. Missstände im
Wohnungssektor sollten durch eine gezielte steuerliche
Förderung beseitigt werden, vor allem im Hinblick auf den
sozialen Wohnungsbau.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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