Frangialli: Flugverkehr in den Emissionshandel einbeziehen
Ausschuss für Tourismus - 09.03.2007
Berlin: (hib/VOM) Der Generalsekretär
der in Madrid ansässigen Welttourismusorganisation der
Vereinten Nationen (UNWTO), Francesco Frangialli, befürwortet
eine Einbeziehung des vom Flugverkehr verursachten
Schadstoffausstoßes in den Emissionshandel. Im
Tourismusausschuss sagte Frangialli am Freitagmorgen, dies
würde sich voraussichtlich nur wenig auf den Ticketpreis
auswirken. Gleichzeitig könnte eine solche Initiative aber
dazu führen, dass künftig schadstoffärmere Flugzeuge
gebaut werden. Auf die Frage, ob er sich dieses Vorgehen weltweit
oder auf die EU bezogen vorstellt, sagte Frangialli, dass Flugzeuge
aus Nicht-EU-Ländern, die in der EU landen oder die EU
überfliegen, in den bestehenden Emissionshandel in der EU
einbezogen werden sollten. Im vergangenen Jahr hat es nach Angaben
des Generalsekretärs weltweit rund 842 Millionen
internationale Ankünfte gegeben, wobei Personen mindestens
eine Nacht in einem anderen Land verbracht haben. Auf die letzen
drei Jahre bezogen bedeute dies einen Anstieg um 150 Millionen
Ankünfte, was einem Zuwachs von 20 Prozent entspreche, sagte
der Generalsekretär. Für dieses Jahr werde ein Wachstum
bei den Ankünften von vier Prozent erwartet. Die UNWTO erwarte
für das Jahr 2010 1,1 Milliarden internationale Ankünfte
und für 2020 1,6 Milliarden. Dies stelle gegenüber heute
eine Verdoppelung dar. Frangialli warb im Ausschuss für das
Vorhaben der UNWTO, dass so genannte Satellitenkonten eingerichtet
werden, um die Wirkungen des Tourismus besser messen zu
können. Da Touristen ihr Geld in vielen verschiedenen
Bereichen ausgäben, sei es schwer, die Geldströme konkret
nachzuvollziehen. Derzeit würden auf Initiative der UNWTO
solche Konten in 60 Ländern eingerichtet, unter Mithilfe der
EU-Statistikbehörde Eurostat sowie anderer Organisationen. Es
gehe aber nicht nur darum, die Auswirkungen des Tourismus zu
messen, sondern auch seine Bedeutung bewusst zu machen. "Ich
ermutige Deutschland, auch diese Satellitenkonten einzurichten",
sagte Frangialli. Auf Fragen zur entwicklungspolitischen Dimension
des Tourismus betonte der Generalsekretär, Afrika sei im
weltweiten Tourismus im vergangenen Jahr am schnellsten gewachsen,
allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Nur 3,5 Prozent der
weltweiten internationalen Ankünfte seien auf Afrika
entfallen. Der Tourismus könne in Entwicklungsländern
dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen, wenn andere
Erwerbszweige wie etwa die Landwirtschaft wegfielen. Geld, das in
diese Länder fließt, sollte nach den Worten Frangiallis
möglichst auch dort verbleiben und nicht in die
Industrieländer zurückfließen. Er sprach sich
dafür aus, dass der Tourismus in den Verhandlungen der
Welthandelsorganisation über die Liberalisierung einen
höheren Stellenwert erhält.
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