Orban: Verfahrenssprachen sollen gleichwertig sein
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union - 25.04.2007
Berlin: (hib/AS) In der
EU-Sprachendiskussion hat der Europäische Kommissar für
Mehrsprachigkeit, Leonard Orban, die Gleichwertigkeit der drei
Verfahrenssprachen - englisch, französisch und deutsch -
betont. Gleichzeitig gab er jedoch zu bedenken, dass es angesichts
der verfügbaren Ressourcen keine Kapazitäten für
"wesentliche Verbesserungen" gebe. Momentan würden
jährlich 140.000 Seiten ins Deutsche, 160.000 Seiten ins
Französische und 180.000 Seiten ins Englische übersetzt.
Für das Jahr 2008 kündigte Orban eine neue Strategie
für Mehrsprachigkeit an. Zuvor hatten Vertreter aller
Fraktionen einmütig kritisiert, dass in der Vergangenheit
wichtige EU-Dokumente nicht in deutscher Sprache vorgelegt worden
seien, obwohl deutsch Verfahrenssprache sei. Als Konsequenz daraus
waren teilweise nicht übersetzte Texte nicht beraten worden.
Ein Vertreter der CDU/CSU rechtfertigte dieses Vorgehen und
erklärte: "Es geht nicht darum, dass wir Mehrwünsche
äußern, sondern darum, dass Zusagen eingehalten werden."
Ein Fraktionskollege sagte weiter, es mache ihm Angst, wenn
irgendwo entschieden werde, was wichtig und was unwichtig für
die Übersetzung sei. Die SPD wies darauf hin, dass es zwar
eine Gleichrangigkeit der 23 Amtssprachen gebe, aber Deutsch von
den meisten EU-Bürgern gesprochen werde. Zudem wies der darauf
hin, dass die Übersetzung ins Deutsche auch eine wichtige
Voraussetzung für die Europatauglichkeit der nationalen
Parlamente sei. Wer sich frühzeitig mit den Dokumenten
beschäftigen wolle, brauche eine Übersetzung. Die
FDP-Fraktion hob ebenfalls hervor, dass für die
Auseinandersetzung mit europäischen Themen die entsprechenden
Papiere in den Nationalsprachen vorliegen müssten. Sie
plädierte aber zusätzlich dafür, die
Mehrsprachigkeit der Bürger zu fördern: "Es ist wichtig,
dass wir eine gemeinsame Zweitsprache finden", sagte ihr Vertreter.
Für die Linke, so ein Fraktionsmitglied, sei eine "fehlende
Übersetzung auch ein Fehlen von Demokratie". Auch hinsichtlich
der Integration von Migranten sei die Vielsprachigkeit eine
"wichtige Ressource", erklärte ihr Vertreter. Die Grünen
kritisierten die Praxis, nur juristische Texte zu übersetzen.
Dies gefährde die Gesetzgebung. Daher solle die Kommission ihr
Raster ändern, damit die Parlamente den Gesetzgebungsprozess
auch begleiten könnten.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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